Kardiologie up2date 2023; 19(01): 85-97
DOI: 10.1055/a-1884-5141
Spezialthemen

Kardiotoxizität zielgerichteter onkologischer Therapien

Lena Scheipers
,
,
Tienush Rassaf

Auch bei zielgerichteten molekularen Tumortherapien kann es zum Auftreten von kardiovaskulären Nebenwirkungen kommen. Die kurz- und langfristigen Wirkungen der Behandlungen erfordern Kenntnis der substanzspezifischen Nebenwirkungen und eine sorgfältige Überwachung, Diagnostik und Therapie. Dieser Übersichtsartikel beschäftigt sich mit der Pathophysiologie, der Epidemiologie und dem Management der Kardiotoxizität zielgerichteter molekularer Therapien.

Kernaussagen
  • Auch zielgerichtete onkologische Therapien können kardiovaskuläre Nebenwirkungen hervorrufen.

  • Da es unter Therapie mit VEGF-Rezeptor-Inhibitoren vermehrt zu arterieller Hypertonie kommt, sind regelmäßige Blutdruckkontrollen und der frühzeitige Beginn einer antihypertensiven Therapie erforderlich.

  • Unter einer HER2/neu-Inhibitor-Therapie kann es zu einer dosisunabhängigen und in vielen Fällen reversiblen Einschränkung der LVEF kommen.

  • BRAF-Inhibitoren können eine QTc-Verlängerung induzieren, und MEK-Inhibitoren erhöhen das Risiko für das Auftreten einer Herzinsuffizienz.

  • Unter einer Therapie mit dem BCR/ABL-Inhibitor Nilotinib werden vermehrt arterielle Gefäßverschlüsse beobachtet.

  • Der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor Ibrutinib erhöht das Risiko für Vorhofflimmern.

  • Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Onkologen und Kardiologen ist von zunehmender Relevanz, um kardiovaskuläre Risikofaktoren vor Therapieeinleitung zu reduzieren, diagnostische Algorithmen zur Detektion der Kardiotoxizität zu etablieren und kardiotoxische Nebenwirkungen zu therapieren.



Publication History

Article published online:
14 March 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany