Frauenheilkunde up2date 2023; 17(06): 565-586
DOI: 10.1055/a-1851-0386
Allgemeine Gynäkologie

Harninkontinenz der Frau

Gert Naumann

Viele Frauen werden im Laufe ihres Lebens mit Harninkontinenz konfrontiert. Dank moderner Therapiemöglichkeiten lassen sich Einschränkungen, die dadurch entstehen, überwinden oder bessern. Folgend wird die aktuelle Leitlinie zur „Diagnostik und Therapie der weiblichen Harninkontinenz“ vorgestellt, die neue Erkenntnisse aus Studien zur Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz und Sonografie im Rahmen der urogynäkologischen Diagnostik beinhaltet [1].

Kernaussagen
  • Harninkontinenz der Frau ist eine Erkrankung mit hoher Prävalenz und hohem Leidensdruck.

  • Hauptformen sind die belastungsbedingte Inkontinenz sowie die überaktive Blase mit/ohne Harndranginkontinenz.

  • Erforderlich ist eine individuelle abgestimmte Diagnostik unter dem Motto: „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ unter Einhaltung einer Stufendiagnostik.

  • Start einer jeden Behandlung bei Belastungsinkontinenz und Harnblasenüberaktivität sollte immer eine konservative Therapie sein.

  • Domäne der Behandlung der überaktiven Blase ist die medikamentöse Therapie mittels lokaler Estrogenisierung, Antimuskarinika oder Mirabegron. Nur im behandlungsrefrakären Fall kommen operative Interventionen wie Onabotulinumtoxin-A-Injektionen intravesikal oder sakrale Neuromodulation zur Anwendung.

  • Domäne der Behandlung der Belastungsinkontinenz ist die operative Therapie mittels Einlage einer spannungsfreien Vaginalschlinge oder Kolposuspension.

  • Bei fehlenden organischen Befunden sollte man an psychosomatische Komponente denken.

  • Bei komplexen Fällen, Therapieversagern oder Rezidivfällen sollten die Patientinnen immer in zertifizierte Beckenbodenzentren verweisen werden.



Publication History

Article published online:
14 December 2023

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