Psychother Psychosom Med Psychol 2022; 72(07): 281-282
DOI: 10.1055/a-1840-7158
Editorial

Trigger-Warnungen und das freiheitliche Recht, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen

Trigger Warnings and the Liberal Right to Tell People What They Do Not Want to Hear
Anja Mehnert-Theuerkauf

Die international erfolgreiche Popsängerin Rihanna postete vor einiger Zeit ein Foto ihres Babybauchs auf Instagram und erhielt viel Zustimmung und entsprechend viele Likes. Es mehrten sich aber auch die Stimmen der Empörung, die in einem mittleren Shitstorm endeten. Stein des Anstoßes war nicht das Zeigen des Babybauches aus Gründen etwas verstaubter Anstandsnormen, wie es noch bei Hollywood-Schauspielerin Demi Moore der Fall war, die 1991 hochschwanger nackt auf dem Cover der Zeitschrift Vanity Fair posierte. Kritik bekam Rihanna deshalb, weil der Anblick eines Babybauches Menschen verletzten könnte, die sich Kinder wünschten, aber nicht schwanger werden können. Dieser Kritik folgte die Forderung nach einer „Trigger-Warnung“ in sozialen Medien, die ungewollt Kinderlose vor seelischer Verletzung, Traurigkeit und Depressionen durch den unverhofften Anblick eines Babybauches schützen soll [1]. Diese Forderung wurde weiter begründet durch die Argumentation, dass Frauen, die nicht schwanger werden können, eine gesellschaftliche Minderheit und damit potenziell Diskriminierung ausgesetzt seien.



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Article published online:
12 July 2022

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