Endo-Praxis 2022; 38(02): 63-67
DOI: 10.1055/a-1830-5471
Aktuelles

DEGEA-Curriculum: PEG-Anlage in der Fadendurchzugsmethode und als Hybrid-PEG

Ulrike Beilenhoff
1   DEGEA, Ulm
,
Christian Bojarski
2   Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie, Zentrale Endoskopie, Charité Universitätsmedizin Berlin
,
Benedikt Duckworth-Mothes
3   Experimentelle Endoskopie, Entwicklung und Training (EEET), Universitätsklinikum Tübingen
,
Monika Engelke
4   Bildungszentrum Ruhr | Bildungswerk e. V., Campus der St. Elisabeth Gruppe GmbH, Katholische Kliniken Rhein-Ruhr
,
Karl E. Grund
3   Experimentelle Endoskopie, Entwicklung und Training (EEET), Universitätsklinikum Tübingen
,
Elisabeth Kern-Waechter
5   ekw.concept!, Walldorf
› Institutsangaben

Präambel

Die perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG), 1980 erstmals beschrieben, ist seit Jahrzehnten eine Standard-Therapie, wenn Patienten selbst nicht mehr in der Lage sind, auf normalem Wege Nahrung und Flüssigkeit zu sich zu nehmen, wodurch Mangelernährung und Flüssigkeitsdefizite die Folge sind [1]. Die PEG-Sonde ermöglicht eine physiologische Nahrungsverwertung über den Gastrointestinaltrakt und kann mit Einschränkungen zur Applikation von Medikamenten genutzt werden. Bei Patienten mit gastrointestinalen Obstruktionen kann sie auch als Entlastungssonde eingesetzt werden. Es stehen verschiedene Methoden der PEG-Anlage zur Verfügung. Die meistverbreitete Methode ist die Fadendurchzugsmethode. Darüber hinaus stehen Direktpunktionsverfahren zur Verfügung, die teilweise ohne endoskopische Unterstützung durchgeführt werden. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. In diesem Curriculum werden die Vorteile beider Methoden kombiniert, um einen stabilen gastralen Zugang zu gewährleisten.

Die Fadendurchzugsmethode wird in der Regel mit zwei Ärzten durchgeführt, dem Untersucher und dem zweiten Arzt, der die Punktion durchführt. Durch den Personalmangel in deutschen Kliniken wird die Rolle des punktierenden Arztes auch an junge, unerfahrene Ärzte in Ausbildung delegiert, die über keine strukturierte Ausbildung bzw. Anleitung in der PEG-Anlage verfügen. In Umfragen wurde deutlich, dass ad-hoc Delegationen auch an Pflegepersonal stattfinden, die die PEG-Punktion ebenfalls ohne eine strukturierte Schulung übernehmen [2] [3].

Studien aus den USA, Großbritannien und Dänemark zeigten bereits seit 1996, dass speziell geschultes Pflegepersonal die perkutane Anlage der PEG-Sonde mit gleicher Qualität wie Ärzte durchführen kann [4] [5] [6] [7] [8] [9]. Die amerikanischen und neuseeländischen Fachgesellschaften verankern in ihren Positionspapieren und Curricula die strukturierte Ausbildung als Voraussetzung für die Delegation der perkutanen PEG-Anlage an Pflegepersonal [10] [11].

In Deutschland konnte mit Hilfe einer Simulationsstudie gezeigt werden, dass Ärzte und Pflegepersonal gleichgute Ergebnisse in der Punktionstechnik erzielen, wenn sie nach einem strukturierten Curriculum ausgebildet werden [12]. Dabei wurde ein Assessmentinstrument (AS-PEG) entwickelt, das die Beurteilung der praktischen Fähigkeiten objektiviert [13] [14].

Das Gemeinsames Positionspapier der DGVS, der DEGEA, der DGE-BV, des BVGD, der ALGK und des bng zum aktuellen Stand und den prinzipiellen Möglichkeiten der Delegation ärztlicher Tätigkeiten im Bereich Gastroenterologie (für Klinik und Praxis) bezieht Stellung zu Delegationen von ärztlichen Tätigkeiten im Bereich der gastrointestinalen Endoskopie. Nach juristischer und klinischer Einschätzung ist eine Delegation der perkutanen PEG-Anlage an speziell ausgebildetes Endoskopiefachpersonal möglich, wenn eine strukturierte Ausbildung erfolgt ist und die erfolgreiche Durchführung überprüft wurde [15].

Basierend auf den Ergebnissen der Simulationsstudie wurden Pflegekräfte nach dem vorliegenden Curriculum ausgebildet (12). In der Weiterentwicklung der Technik wurde die perkutane Anlage der PEG mit Gastropexie-Nähten kombiniert, um eine stabile Adaption der Magenwand an die Bauchdecken zu ermöglichen. Diese Kombination wird als Hybrid-PEG bezeichnet . Eine Hybrid-PEG nutzt die Vorteile beider Techniken: Die stabile Adaption der Magenwand an die Bauchdecken mögliche Komplikationen, wie z.B. das Pneumoperitoneum oder eine Peritonitis. Trokar-Probleme und Sondendislokationen durch Ballondefekte entfallen, wenn nach der Gastropexie ein klassischer Fadendurchzug durchgeführt wird. Erste klinische Daten konnten zeigen, dass durch die Kombination der perkutanen Anlage der PEG mit der Gastropexienaht die Komplikationen signifikant reduziert werden konnten und speziell ausgebildetes Endoskopiefachpersonal diese kombinierte Technik sicher und kompetent durchführen kann [16] [17].



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Juni 2022

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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Gauderer MW, Ponsky JL, Izant RJ. Gastrostomy without laparotomy: a percutaneous endoscopic technique. J Pediatr Surg 1980; 15: 872-875
  • 2 Pfeifer U. Die Durchführung der PEG-Anlage – eine Befragung in deutschen Endoskopieabteilungen. Endo-Praxis 2013; 29: 146-153
  • 3 Pfeifer U. Was leisten Pflegepersonen in der Endoskopie?. Endo-Praxis 2015; 31: 120-124
  • 4 Patrick PG, Kirby D, McMillion DB. et al. Evaluation of the safety of nurse-assisted percutaneous endoscopic gastrostomy. Gastroenterol Nurs 1996; 19: 176-180
  • 5 Sturgess RP, O’Toole PA, McPhillips J. et al. Percutaneous endoscopic gastrostomy: evaluation of insertion by an endoscopy nurse practitioner. Eur J Gastroenterol Hepatol 1996; 8: 631-634
  • 6 Wilson L, Nurse-assisted PEG. in pediatric patients. Gastroenterol Nurs 2000; 23: 121-124
  • 7 McPhillips J, Brown J. The first assistant role in PEG tube insertion. Prof Nurse 1996; 11: 620-621
  • 8 Lee AC, Carter HP, Sugarman ID. et al. Nurse-assisted PEG in children. Br J Prioper Nurs 2003; 13: 333-337
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  • 11 New Zealand Nurses Organization. NZNO Recomendations: registered nurse first assist for the placement of Percutaneous Endoscopic Gastrostomy tubes in endoscopy suites in New Zealand: Endoscopy Service Policy Guidelines. Im Internet https://www.nzno.org.nz/Portals/0/Files/Documents/Groups/Gastroenterology/2015-09-01%20PEG%201st%20Assist%20Policy%20review%20V2.pdf Stand: 18.4.2022
  • 12 Engelke M, Grund KE, Schilling D. et al. Vergleich der Sicherheit der perkutan gastralen Punktion im Rahmen der PEG-Anlage zwischen Ärzten und spezialisierten Pflegenden – eine nicht randomisierte, interventionelle Pilotstudie an Simulatoren. Z Gastroenterol 2018; 56: 239-248
  • 13 Engelke M, Grund KE, Schilling D. et al. Development and pilot validation of an instrument assessing sensorimotor skills for percutaneous gastral puncture. Visc Med 2021; 37: 212-218
  • 14 Engelke M, Grund KE, Schilling D. et al. Interprofessionelles Wissens- und Skills-Training der PEG-Anlage an Simulatoren – Entwicklung und Testung eines nationalen Curriculums für Ärzte und spezialisierte Pflegende. Z Gastroenterol 2021; 59: 1163-1172
  • 15 Pfeifer U, Beilenhoff U, Neuhaus H. et al. Gemeinsames Positionspapier der DGVS, der DEGEA, der DGE-BV, des BVGD, der ALGK und des bng zum aktuellen Stand und den prinzipiellen Möglichkeiten der Delegation ärztlicher Tätigkeiten im Bereich Gastroenterologie (für Klinik und Praxis). Z Gastroenterol 2020; 58: 464-471 und Endo-Praxis 2020; 36: 70–77
  • 16 Kishta J, Reich V, Bojarski C. Hybrid-PEG – Erfahrungen nach über 300 Hybrid-PEGs an der Charité. Endo-Praxis 2021; 37: 95-99
  • 17 Reich V. Retrospektive Dual-Center-Studie zum Vergleich der PEG-Punktion durch das Assistenzpersonal vs. Punktion durch ärztliches Personal. Promotionsarbeit eingereicht 11/2020. Berlin: Charité – Universitätsmedizin; 2021