Endo-Praxis 2023; 39(01): 25-34
DOI: 10.1055/a-1776-3452
Weiterbildung

Klassifikation der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Andreas Sturm
1   Klinik für Innere Medizin I, Schwerpunkt Gastroenterologie, DRK Kliniken Berlin Westend
,
Carsten Schmidt
2   Medizinische Klinik II, Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie, Diabetologie und Infektiologie, Klinikum Fulda gAG, Universitätsmedizin Marburg-Campus Fulda
3   Medizinische Fakultät der Friedrich Schiller-Universität Jena
› Institutsangaben

Einleitung

Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) sind chronisch entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, für deren Entstehung keine alleinige Ursache verantwortlich ist. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) entstehen bei Menschen mit einer entsprechenden genetischen Veranlagung (Prädisposition) und entsprechenden umweltbedingten Risikofaktoren. In Deutschland sind ca. 400.000 Menschen an einer CED erkrankt, die Anzahl nimmt in den Industrienationen aber deutlich zu, was darauf hinweist, dass insbesondere Umweltfaktoren und der individuelle Lebenswandel (z. B. Ernährung) einen wichtigen Anteil an der Krankheitsentstehung haben können. Die im Darm lebenden Mikroorganismen, unser Mikrobiom, scheint bei Patienten mit CED auf der einen Seite gegenüber gesunden Menschen verändert zu sein, auf der anderen Seite reagiert das Darm-assoziierte Immunsystem (GALT) überempfindlich gegenüber der eigenen Darmflora und ist überaktiviert. In diesen Entzündungsmechanismus greifen die meisten eingesetzten Medikamente für die Behandlung der CED ein, indem sie das Immunsystem verändern.

Die Lebensqualität der Patienten mit CED ist durch Schmerzen, Müdigkeit, häufigen und unkontrollierten Stuhldrang, Gelenkbeschwerden, Medikamentennebenwirkungen wie z. B. eine Kortisonhaut oder OP-Folgen oft sehr eingeschränkt. Es gilt daher, durch eine rasche und effektive Therapie bereits früh im Krankheitsverlauf die Entzündungsreaktion des Darmes zu bekämpfen und eine klinische und (nach Möglichkeit) endoskopische Remission zu erreichen. Dabei sind häufig Therapiewechsel notwendig. Konsequenterweise ist die Lebenserwartung bei gut behandelten CED-Patienten gegenüber der entsprechenden Allgemeinbevölkerung in der Regel nicht eingeschränkt.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
27. Februar 2023

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Georg Thieme Verlag
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