Klinische Neurophysiologie 2022; 53(02): 124-125
DOI: 10.1055/a-1773-6834
Mitteilungen der DGKN

Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologieund Funktionelle Bildgebung

DGKN22 in Würzburg – ein Rückblick

Mit einer klaren und verlässlichen Entscheidung für einen Präsenzkongress in diesem Jahr trotz der anhaltend herausfordernden Situation können wir nun auf drei sehr erfolgreiche Kongresstage in Würzburg zurückblicken: mit knapp 980 Anmeldungen, 42 Ausstellern und Sponsoren, 33 Symposien, 4 Postersessions und 3 Satellitenveranstaltungen sowie 51 Methodenkursen der Fortbildungsakademie. Wir danken hiermit allen, die diesen Erfolg möglich gemacht haben und daran beteiligt waren! Neben dem hochkarätig besetzten wissenschaftlichen Programm und neuen Formaten der Jungen Klinischen Neurophysiologen standen nach zwei Jahren „social distancing“ die persönliche Interaktion und Diskussion als unverzichtbarer Bestandteil sowohl des wissenschaftlichen Kongresses als auch der Fortbildungsakademie im besonderen Fokus.

Auf dem Kongress wurden traditionsgemäß Ehrungen ausgesprochen und Preise verliehen. Prof. Dr. Marianne Dieterich (München) erhielt für ihr langjähriges und umfassendes wissenschaftliches Wirken die „DGKN-Verdienstmedaille für das Lebenswerk im Bereich Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung“. Prof. Dr. Regina Trollmann (Erlangen) wurde mit dem „DGKN-Fortbildungspreis der Fortbildungsakademie“ für ihr langjähriges, außergewöhnliches Engagement in der klinisch-neurophysiologischen Fortbildung ausgezeichnet. Christina Stier (Göttingen) erhielt den „DGKN-Nachwuchsforschungspreis Funktionelle Bildgebung“ für ihre international hochrangig publizierte wissenschaftliche Arbeit zu genetischen Epilepsien.

Bildgebungsmethoden zur Entschlüsselung des vestibulären Systems

Prof. Dieterich ist Direktorin der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und Forschungskoordinatorin des Münchner Cluster für Systemneurologie (SyNergy), welches das Zusammenspiel vernetzter Pathomechanismen bei neurologischen Erkrankungen untersucht. Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt im Bereich der systemischen Neurowissenschaften, vor allem des vestibulären und visuellen Systems, wobei sie verschiedene neurophysiologische, psychophysische und bildgebende Methoden einsetzt, um die Pathophysiologie klinischer Syndrome wie Schwindel und Gleichgewichtsstörungen zu entschlüsseln. „Unsere heutige Vorstellung von Struktur und Funktion des vestibulären Systems wurde in den letzten Jahren vor allem durch den Einsatz verschiedener Bildgebungsmethoden geprägt“, betonte Prof. Jens Volkmann, Kongresspräsident und Präsident der DGKN, in seiner Laudatio. Während früher die vestibulären Erkrankungen als Störungen der Reflexfunktionen von Okulomotorik und Stand- und Gangregulation angesehen wurden, weiß man heute, dass die vestibulären Bahnen über thalamokortikale und transhemisphärische Verbindungen an verschiedenen höheren Hirnleistungen beteiligt sind. Prof. Dieterich war in den Jahren 2008 und 2009 Präsidentin der DGKN. „Sie hat die Integration der funktionellen Bildgebung in das thematische Spektrum der DGKN entscheidend gefördert und vorangebracht, in Zusammenarbeit mit weiteren KollegInnen und in längeren Abstimmungen mit verschiedenen Fachgesellschaften“, so Prof. Volkmann.

Fortbildung mit didaktischer Exzellenz in der pädiatrischen Neurophysiologie

Prof. Regina Trollmann, Leiterin der Fachabteilung Neuropädiatrie und Sozialpädiatrie am Universitätsklinikum Erlangen, erhielt den DGKN-Fortbildungspreis der Fortbildungsakademie. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt sowohl auf der Neuroprotektion in der neonatalen Neurologie als auch auf der Entwicklungsneurologie mit Schwerpunkt auf frühen Hirnläsionen. Der Fokus auf der Früherkennung frühkindlicher Hirnschädigungen mit Ausbau des neonatalen EEGs in der Erlanger Pädiatrie bildete die Brücke zur Neurophysiologie. Prof. Trollmann ist gefragte Referentin bei Fortbildungen auf nationaler und internationaler Ebene und engagiert sich seit 2008 durchgehend in der DGKN-Fortbildungsakademie. „Dieses ehrenamtliche Engagement, das Wissen und Begeisterung für ein ausgesprochen wichtiges Feld innerhalb der DGKN vermittelt, verdient hohen Respekt und tiefe Anerkennung“, betonte Prof. Daniel Zeller, Vorstandsmitglied und Vorsitzender der DGKN-Fortbildungsakademie, in seiner Laudatio.

Bildgebungsmuster von Epilepsie-PatientInnen genetisch beeinflusst

Christina Stier wurde für ihre wissenschaftliche Arbeit zur „Heritabilität von Magnetoenzephalographie-Phänotypen bei PatientInnen mit genetisch bedingter generalisierter Epilepsie und ihren Geschwistern“ mit dem DGKN-Nachwuchsforschungspreis Funktionelle Bildgebung geehrt. Mithilfe von MEG-Ruhezustandsmessungen konnte die PhD-Studentin in Systems Neuroscience am Department of Clinical Neurophysiology der Universitätsmedizin Göttingen zeigen, dass PatientInnen mit einer solchen Epilepsie im Vergleich zu Kontrollen eine stark erhöhte Hirnnetzwerkaktivität und Konnektivität aufweisen. Bei Geschwistern der PatientInnen war dieser Befund in abgeschwächter Form ebenfalls nachweisbar. „Hieraus lässt sich ableiten, dass diese Bildgebungsmuster in erster Linie genetisch beeinflusst werden und weniger durch klinische Variablen wie Anfallsschweregrad, Medikation oder EEG-Veränderungen“, erklärte Prof. Zeller. Die spannenden Ergebnisse der Arbeit wurden vor Kurzem in der Fachzeitschrift Neurology publiziert.

Ehrung des Lebenswerks einflussreicher Neurowissen-schaftler

Darüber hinaus wurde Prof. Karl John Friston (London, GB) in Anerkennung seiner bahnbrechenden Arbeiten zur Kartierung des menschlichen Gehirns zum DGKN-Ehrenmitglied ernannt. „Prof. Karl Friston gehört zu den einflussreichsten theoretischen Neurowissenschaftlern unserer Zeit. Mit seinen statistischen Verfahren hat er den Weg für die wissenschaftliche Auswertung der funktionellen und strukturellen Bildgebung geebnet“, so die Begründung von Prof. Volkmann. Für seine lebenslange Pionierarbeit auf dem Gebiet der Neurophysiologie wurde Prof. Rodolfo Llinás Riascos (New York/US) zum korrespondierenden DGKN-Mitglied ernannt. Prof. Llinás veröffentlichte mehr als 800 Artikel zu einem breiten Spektrum der Neurophysiologie – von basalen Mechanismen der Neurotransmission mit Entdeckung der Calcium-Mikrodomänen am Riesenaxon des Tintenfischs über die Mikrocircuit-Architektur des Zerebellums bis hin zur Untersuchung von cortico-subcorticalen Gehirnnetzwerken beim Menschen.

Im Rahmen des Kongresses fand unsere jährliche ordentliche Mitgliederversammlung statt, in der über zurückliegende sowie anvisierte Aktivitäten berichtet wurde. Eine wesentliche Rolle nahm die Beschlussfassung des neu gegründeten DGKN e.V. ein. Mit dem Ziel einer unveränderten, erfolgreichen und rechtssicheren Fortsetzung der bisherigen Arbeit auf allen etablierten Tätigkeitsbereichen der DGKN wurde in diesem Zusammenhang ferner beschlossen, die nicht rechtsfähige Körperschaft DGKN noch in diesem Jahr aufzulösen und zu liquidieren sowie Mitglieder und Vermögen auf den DGKN e.V. zu überführen. Alle Themen und Beschlüsse sind im Protokoll im Mitgliederbereich MyDGKN unter www.dgkn.de nachzulesen.

EEG-Prüfungen am 14.10.2022

Wir werden auch einen zweiten Prüfungstermin in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Universität Köln über das Online-Lernportal ILIAS anbieten. Am Freitag, den 14. Oktober 2022 haben alle EEG-Zertifikatsanwärter die Möglichkeit, sich innerhalb eines Zeitfensters von 09:00 und 16:00 Uhr der ca. 90-minütigen Prüfung zu unterziehen. Wir haben bewusst einen größeren zeitlichen Rahmen gewählt, um Ihren persönlichen und dienstlichen Bedingungen entsprechend für mehr Flexibilität zu sorgen. Sie können innerhalb dieser Zeitspanne frei wählen, wann Sie die Prüfung starten wollen, es stehen Ihnen nach Beginn 90 Minuten zur Verfügung.

Vorab ist eine persönliche Anmeldung im ILIAS-Portal notwendig, um personenbezogene Zugangsdaten zu erhalten. Den Link zum Portal inkl. einer hilfreichen Beschreibung zu den Anmeldeschritten – neben der Rechnung über die Prüfgebühr – erhalten Sie von unseren Kolleginnen per E-Mail ca. drei Wochen vor dem Prüfungstermin. Unmittelbar nach der Prüfung erhalten Sie eine automatisierte Auskunft darüber, ob Sie die Prüfung erfolgreich absolviert haben.

Bitte beachten Sie, dass eine vorherige Anmeldung zur Prüfung inkl. vollständig ausgefülltem und unterzeichnetem Ausbildungsbuch unter zertifikate@dgkn.de (bis zum 16.09.2022!) sowie die bis zum Prüfungstermin beglichene Prüfgebühr Voraussetzung zur Teilnahme sind!

Michael Prize 2023 der Stiftung Michael

Awarded for the first time in 1963 to encourage epilepsy research in Germany, to date the MICHAEL PRIZE is one of themost highly regarded international awards for the best contribution to clinical and experimental research which promote further developments in epileptology. It is awarded biennially and is specifically addressed to younger researchers who have not yet reached the age of 45 at the time of the deadline for applications.

To ensure adequate consideration of the multiple aspects of epileptology, the prize is, in biennial rotation, awarded in three out of a total of nine categories, each of which is endowed with 15.000 Euros. For 2023, the Michael Prize will be awarded for research in the following 3 categories:

  • pharmacology/pharmacotherapy

  • psychiatry, psychology and neuropsychology

  • experimental epilepsy research

Applicants may submit up to three scientific papers in English language, papers published or accepted for publication; at least one of the papers, already published or not, must be from the period 2021–2022.

The papers (publications or manuscripts) must be submitted to STIFTUNG MICHAEL before December 31, 2022 together with a curriculum vitae and with an indication to which of the three eligible categories the applicant's research is referring to. For papers not yet published, a copy of the acceptance note should be submitted.

For entry form and upload, please consult: www.michaelprize.de

The applications submitted will be rated by an independent jury consisting of Yushi Inoue, Shizuoka/Japan; Jean Gotman, Montreal/Canada; Eleonora Aronica, Amsterdam/The Netherlands.

The final decision will be taken by the Board of Trustees of the Michael Foundation.

The MICHAEL PRIZE 2023 is graciously sponsored by UCB Biopharma SRL who have been sponsoring the Michael Prizes since 2006.

For information: Stiftung Michael, Alsstr. 12
D – 53227 Bonn/Germany
E-Mail: post@stiftung-michael.de

Website: www.stiftung-michael.de or www.michael-foundation.de



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Article published online:
09 June 2022

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