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DOI: 10.1055/a-1753-0702
Expertenstatement: Bedeutung der Rettungswinde im luftgebundenen Notarztdienst
Zentrales Ziel bei der Etablierung der Luftrettung in Deutschland war es, die Versorgung von Schwerstverletzten zu verbessern und einen zügigen Transport in geeignete Einrichtungen zu ermöglichen [1] [2]. Rasch hat sich das Einsatzgebiet der Luftrettung auf das gesamte Spektrum der Notfallmedizin ausgedehnt und neben der erweiterten notfallmedizinischen Expertise haben neue technische Möglichkeiten im Flugbetrieb Einzug gehalten [1] [2] [3] [4] [5]. Neben dem Nachtflug ist auch die Windenrettung zu den Einsatzmöglichkeiten der Luftrettung hinzugekommen [1]. Im Eckpunktpapier zur notfallmedizinischen Versorgung von 2016 wurden für Notfallpatienten Zeitfristen definiert. Diese Zeitvorgaben können für Einsätze in unwegsamem Gelände häufig nicht eingehalten werden und sind für den gesamten Rettungsdienst in Deutschland kennzeichnend. Die Windenrettung stellt oftmals die einzige Möglichkeit dar, eine Rettung und rasche notfallmedizinische Versorgung in den geforderten Zeiten zu gewährleisten. Hierzu bedarf es eindeutiger Alarmierungsindikationen (Einsatzstichworte) und Dispositionsverfahren mit Vermeidung einer sequenziellen, nachgeordneten Alarmierung des Windenhubschraubers, um die Prähospitalzeit zu verkürzen [1].
Grundsätzliche Einsatzindikationen einer Rettungswinde sind rasches Zuführen von medizinischem Personal und Material sowie Retten aus unwegsamen bzw. schwer zugänglichem Gelände und Wasser. Bei etwa der Hälfte der Einsätze werden erweiterte medizinische Interventionen benötigt, welche die Sinnhaftigkeit unterstreichen, notärztliche Kompetenz durch einen Windenvorgang an den Einsatzort zu verbringen [1]. Konsekutiv ergibt sich der Bedarf an speziell geschulten Notfallmedizinern [6].
Neben dem Einsatz im Regelrettungsdienst sind als weitere Einsatzgebiete der Luftrettung mit Winde die Offshore-Anlagen in Nord- und Ostsee im Rahmen eines Werkrettungsdienstes und auch der Katastrophenschutz zu sehen. Somit besteht insgesamt auch außerhalb eines alpinen oder maritimen Umfeldes ein Bedarf an Windenrettungsverfahren, um die prähospitalen Versorgungszeiten zu verkürzen [1].
Hierzu bedarf es einheitlicher, abgesprochener Verfahren und Prozeduren, welche bei allen Beteiligten (Leitstellen, Bergrettung, Rettungsdienst, Feuerwehr) bekannt sind ([Abb. 1]). Die Einbindung der Luftrettung mit Winde in die Ablauforganisation des Regelrettungsdienstes wie auch in die Stäbe des Katastrophenschutzes ist daher eine entscheidende Aufgabe für die Zukunft, um dieser Rettungsoption den bestmöglichen Stellenwert im Sinne der bestmöglichen Patientenversorgung zu garantieren [1].
Publication History
Article published online:
08 June 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Busch H-J, Lerch F, Friedrich M. et al. Bedeutung der Rettungswinde im luftgebundenen Rettungs- und Notarztdienst. DIVI 2021; 12: 200-206
- 2 Schweigkofler U, Reimertz C, Lefering R. et al. Bedeutung der Luftrettung für die Schwerverletztenversorgung. Unfallchirurg 2015; 118: 240-244
- 3 Andruszkow H, Hildebrand F, Lefering R. et al. Ten years of helicopter emergency medical services in Germany: do we still need the helicopter rescue in multiple traumatised patients?. Injury 2014; 45 (Suppl. 03) S53-S58 DOI: 10.1016/j.injury.2014.08.018. (PMID: 25284235)
- 4 Andruszkow H, Schweigkofler U, Lefering R. et al. Impact of Helicopter Emergency Medical Service in Traumatized Patients: Which Patient Benefits Most?. PLoS One 2016; 11: e0146897 DOI: 10.1371/journal.pone.0146897. (PMID: 26771462)
- 5 Hesselfeldt R, Pedersen F, Steinmetz J. et al. Implementation of a physician-staffed helicopter: impact on time to primary PCI. EuroIntervention 2013; 9: 477-483 DOI: 10.4244/EIJV9I4A77. (PMID: 23965353)
- 6 Pietsch U, Strapazzon G, Ambühl D. et al. Challenges of helicopter mountain rescue missions by human external cargo: need for physicians onsite and comprehensive training. Scand J Trauma Resusc Emerg Med 2019; 27: 17 DOI: 10.1186/s13049-019-0598-2. (PMID: 30760298)