intensiv 2022; 30(02): 106-109
DOI: 10.1055/a-1721-8128
DGF-Mitteilungen

Die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e. V. informiert

Susann Gebhardt
,
Dominik Zergiebel

Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das neue Jahr schreitet mit großen Schritten voran und die vierte Coronawelle hat Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Letztes Jahr glaubten wir noch, dass das Geschehen in Italiens Krankenhäusern weit weg von uns sei, jedoch hat sich die Situation gerade in den östlichen und südlichen Bundesländern dramatisch entwickelt.

Dass es einmal dazu kommt, dass wir unsere eigenen Mitmenschen quer durch Deutschland fliegen müssen, um die qualitativ hervorragende Versorgungsqualität sicherzustellen, hätte wahrscheinlich nie einer von uns gedacht. Aber auch da sieht man wieder einmal, wie gut wir in Deutschland aufgestellt sind. Die Kliniken, die weniger belastet waren, haben somit zum Genesungsprozess der Patienten beigetragen.

Zwischenzeitlich ist auch die Ära unserer Kanzlerin zu Ende gegangen. Eine Kanzlerin und Persönlichkeit, die Deutschland nicht so schnell wiederbekommen wird. Seit dem Dezember vergangenen Jahres ist nun die Geschichtswissenschaft beauftragt, die Leistungen für Deutschland, Europa, die nachfolgenden Generationen und die ganze Gesellschaft darzustellen, zu bewerten und einzuordnen – dieser objektive Blick wird aus unserer Perspektive auch eine große Würdigung der Leistungen beinhalten.

Nun ist seit mehreren Wochen die neue Regierung aktiv, und wir können gespannt bleiben, was uns die nächsten Monate und Jahre bringen. Positiv ist zu erwähnen, dass das Thema Pflege im Koalitionsvertrag zumindest häufiger als in den vergangenen Jahren erwähnt wird. Zu den Gesetzesvorhaben der Ampel gehören z. B. die Weiterentwicklung des Pflegezeit- und Familienpflegezeitgesetzes und das Ermöglichen, dass pflegenden Angehörigen und Nahestehenden mehr Zeitsouveränität eingeräumt werden soll oder das Harmonisieren der Ausbildungen unter anderem durch bundeseinheitliche Berufsgesetze für Pflegeassistenz, Hebammenassistenz und Rettungssanitäter und das Sorgen für eine gemeinsame Finanzierung durch Bund und Länder. Ebenso ist das Ziel, ein allgemeines Heilberufegesetz auf den Weg zu bringen und das elektronische Gesundheitsregister weiterzuentwickeln. Alles Dinge, die sicherlich gut und notwendig sind – doch welche Auswirkungen hat dies auf die Situation der Pflege?

Gleichzeitig ergaben die Tarifeinigung der Länder für die Pflege enttäuschende Ergebnisse, voraussichtlich Reallohnverluste, der ausgehandelte Tarifvertrag durch die Gewerkschaft Ver.di beinhaltet kein Signal für Pflegende und den Bereich der Pflege. Hier hätten deutliche Lohnsteigerungen, eine Wochen-Arbeitszeitreduktion und Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein Signal für den gesamten Gesundheitsbereich sein können. Eine historische Chance wurde vertan, den Pflegeberuf in diesen Punkten attraktiver zu machen. Hier kann die Politik nur moderieren, wir als Fachgesellschaft kritisieren – das ist die Aufgabe der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände. Doch die Aufgabe des kritischen Begleitens und deutlichen Aufzeigens, was dieses bedeutet, werden wir neben unserer wichtigen fachlichen Arbeit weiterhin mit Verve tun – zukünftig, mit unseren Kandidaten und Listen, auch in der Pflegekammer NRW: Hier findet nach der Terminverschiebung im 3. Quartal die Wahl zur Kammerversammlung statt. Wir treten mit eigenen Listen an und freuen uns, wenn wir das Vertrauen der Pflegenden gewinnen können, um eine starke Vertretung in der Kammerarbeit umzusetzen.

Wir dürfen gespannt bleiben und treten gemeinsam mit Ihnen weiterhin für eine starke Pflege bzw. Fachpflege ein, um uns Gehör zu verschaffen.

Ihr

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Susann Gebhardt

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Dominik Zergiebel



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. März 2022

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