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DOI: 10.1055/a-1719-4388
Weibliche Genitalverstümmelung
Die weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ist angesichts der großen Flüchtlingszahlen auch bei uns hier in Deutschland ein wichtiges Thema. Fachwissen über FGM wird in der ärztlichen Ausbildung nicht oder nur am Rande vermittelt. Daher ist es umso wichtiger, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, um ein besseres Verständnis der medizinischen und soziokulturellen Hintergründe zu entwickeln, damit im Bedarfsfall adäquat reagiert werden kann.
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FGM beinhaltet die teilweise oder vollständige Entfernung/Verletzung äußerer weiblicher Genitalien aus nicht medizinischen Gründen ohne gesundheitliche Vorteile für Mädchen und Frauen mit gravierenden Folgen.
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Mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen sind weltweit von FGM betroffen.
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Aufgrund der fortbestehenden Migration werden wir auch in Deutschland zunehmend damit konfrontiert.
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Daher erscheint eine Fort- und Weiterbildung insbesondere für Gynäkologen, Pädiater, Allgemeinmediziner und den studentischen Nachwuchs notwendig.
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Nach WHO werden 4 Typen von FGM unterschieden – eine exakte Differenzierung ist dabei nicht immer möglich.
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Im direkten Kontakt mit Betroffenen sollte ein kontextabhängiger Sprachgebrauch verwendet werden, um eine Stigmatisierung zu vermeiden.
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Eine kultursensible Anamnese (Dolmetscher) in ruhiger Atmosphäre ist Voraussetzung für eine Untersuchung zur Begutachtung.
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Nach FGM Typ III sollte (falls gewünscht) eine Defibulation – möglichst vor Eintritt einer Schwangerschaft und in Lokalanästhesie erfolgen.
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FGM und auch Reinfibulation sind in Deutschland strafbar (§ 226a StGB).
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
28. September 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
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