Klin Monbl Augenheilkd 2022; 239(02): 196-201
DOI: 10.1055/a-1675-2829
Der interessante Fall

Bilaterale Vaskulitis nach einmaliger Gabe von Brolucizumab

Bilateral Vasculitis after Single Intravitreal Brolucizumab Injection
Lucy Joanne Kessler
1   Universitäts-Augenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
,
Christian S. Mayer
1   Universitäts-Augenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
,
Dmitrii Bagautdinov
1   Universitäts-Augenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
,
Karolina Ceglowska
1   Universitäts-Augenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
,
Gerd U. Auffarth
1   Universitäts-Augenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Deutschland
,
2   International Vision Correction Research Centre (IVCRC) und David J Apple International Laboratory for Ocular Pathology, Universitäts-Augenklinik Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations

Anamnese

Eine 76-jährige kaukasische Frau wurde im Mai 2021 mit der Verdachtsdiagnose einer beidseitigen intraokularen Inflammation notfallmäßig an unsere Klinik überwiesen, nachdem sie extern vor 4 Wochen am rechten Auge und vor 3 Wochen am linken Auge erstmalig eine Brolucizumab-Injektion erhalten hatte. Die Patientin berichtete, dass sie seit 2017 über mehrere Jahre nahezu monatlich an beiden Augen zur Behandlung der neovaskulären Makuladegeneration (nAMD) intravitreale Injektionen mit VEGF-Inhibitoren (VEGF: Vascular endothelial Growth Factor) erhalten habe. In der letzten Zeit sei sie beidseits mit Aflibercept behandelt worden. Im März 2021 entwickelte sich eine Makulablutung am rechten Auge trotz eines engmaschigen Spritzabstandes von 4 Wochen. Der bestkorrigierte Visus verschlechterte sich von 0,63 (02/2021) auf Handbewegungen (HBW). Zunächst wurde die Therapie mit Aflibercept fortgeführt. Der Visus erholte sich von HBW auf 0,1. Im April 2021 wurde am rechten Auge auf Brolucizumab umgestellt. Bei einer Kontrolle nach 1 Woche wurde ein reizfreier Befund am rechten Auge festgestellt, sodass auch am linken Auge erstmalig Brolucizumab verabreicht wurde. Anfang Mai (3 Wochen nach der Injektion am rechten Auge und 2 Wochen nach der Injektion am linken Auge) erschien die Patientin notfallmäßig beim behandelnden Augenarzt aufgrund einer beidseitigen Sehverschlechterung. Die Augen seien immer gerötet. Zudem habe die Patientin alles „bläulicher“ gesehen als sonst. Schmerzen wurden verneint. Nach der uns vorliegenden externen Patientenakte wurden bei der Untersuchung sowohl ein Vorderkammerreiz als auch Glaskörperzellen festgestellt. Die Patientin berichtete, dass noch am selben Tag eine Therapie mit Prednisolonactat-Augentropfen (AT) (10 mg/ml; R/L 1 × stündlich) begonnen worden sei. Sie sei alle 2 – 3 Tage zur Verlaufskontrolle erschienen. Es habe sich im Verlauf ein erhöhter Augeninnendruck (IOD) von knapp über 20 mmHg entwickelt, der mit Brimonidin-AT 2 ×/d behandelt worden sei. Die Prednisolonacetat-AT seien ausschleichend über 2 Wochen auf 3 ×/d reduziert worden. Laut der externen Verlaufsdokumentation verschlechterte sich 2 Wochen nach Therapiebeginn der Visus am rechten Auge von 0,1 (April 2021) wieder auf HBW und am linken Auge von 0,63 auf 0,4. Der Glaskörperreiz nahm trotz der lokalen Kortisontherapie zu, sodass die Patientin noch am selben Tag an unsere Klinik überwiesen wurde.



Publication History

Received: 23 August 2021

Accepted: 19 October 2021

Article published online:
15 December 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany