Frauenheilkunde up2date 2023; 17(02): 193-212
DOI: 10.1055/a-1631-3621
Gynäkologische Onkologie

Immuntherapie beim Mammakarzinom

Jasmin Asberger
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Beate Rautenberg

Das Mammakarzinom ist die Hauptursache für krebsbedingte Todesfälle bei Frauen weltweit. Mit intensiver Forschung wurde die Therapie über die letzten Jahrzehnte immer tumorspezifischer weiterentwickelt. Ein neuer vielversprechender Ansatz ist die Immuntherapie. Doch welche Therapieoptionen verstecken sich hinter diesem Überbegriff, welche Therapeutika werden bereits beim Mammakarzinom eingesetzt und welche Optionen sind noch in der Entwicklung?

Kernaussagen
  • Die onkologische Immuntherapie ist ein Überbegriff für unterschiedliche Therapieansätze, die das körpereigene Immunsystem zur Bekämpfung der Tumorzellen befähigen bzw. aktivieren.

  • Die Antikörper-Wirkstoff-Konjugate gehören nicht zur klassischen Immuntherapie. Nur wenn durch die Bindung des Antikörpers auch eine Aktivierung des Immunsystems erfolgt, spricht man von einer Immuntherapie.

  • Das Mammakarzinom ist mit ca. 70000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die häufigste Krebserkrankung der Frau. Die Therapie des Mammakarzinoms hat sich in den letzten 100 Jahren deutlich gewandelt.

  • Die Checkpoint-Inhibition der Achse PD-L1/PD-1 ist eine neue therapeutische Option für Patientinnen mit einem triple-negativen Mammakarzinom. Aktuell sind die Präparate Atezolizumab und Pembrolizumab für die Therapie des metastasierten oder lokal fortgeschrittenen, nicht operablen TNBC zugelassen.

  • Checkpoint-Inhibitoren sind monoklonale Antikörper, die durch Unterbrechung der Rezeptor-Liganden-Bindung die immunsupprimierenden Signale der Tumorzelle abschalten. Die zytotoxische T-Zelle ist dann in der Lage, die gebundene Tumorzelle zu eliminieren. Beim malignen Melanom sowie beim Bronchialkarzinom ließen sich bereits sehr gute Therapieerfolge durch die Checkpoint-Inhibitoren verzeichnen.

  • Zum Nebenwirkungsspektrum von Checkpoint-Inhibitoren gehören Autoimmunreaktionen, die jedes Organsystem betreffen können. Neue Symptome sollten ernst genommen werden und eine Kontrolle des jeweiligen Organsystems nach sich ziehen.

  • Je nach Schweregrad der immunvermittelten Nebenwirkung sollte eine symptomatische oder eine Therapie mit Kortikosteroiden erfolgen. Bei höhergradigen Nebenwirkungen ist die Therapie mit einem Checkpoint-Inhibitor zu unterbrechen bzw. abzusetzen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
03. April 2023

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