Radiologie up2date 2022; 22(01): 69-84
DOI: 10.1055/a-1561-9413
Abdominelle und gastrointestinale Radiologie

Bildgebung in der zirrhotischen Leber – warum, wie und was ist LI-RADS?

Imaging of the cirrhotic liver – when, how an what is LI-RADS?
Andreas G. Schreyer
,
Stefan Lüth
,
Kristina I. Ringe

Zusammenfassung

Die Leberzirrhose als Endstadium einer chronischen Lebererkrankung ist eine häufige Diagnose, vor allem, wenn sie auf viralen Entzündungen und Alkoholabusus basiert. Ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung sollte eine Voraussetzung für eine gute radiologische Diagnostik sein. Auch das LI-RADS-System, das bei Patienten mit hohem HCC-Risiko und Leberzirrhose eingesetzt wird, sollte in einer strukturierten radiologischen Befundung Einzug halten.

Abstract

Liver cirrhosis represents a final stage of chronic liver diseases. The most common causes are viral infections and alcohol. In this review article we describe the most common causes and complications of liver cirrhosis. We explain the carcinogenesis of the hepatocellular carcinoma in a cirrhotic liver as a maximum complication. Based on this foundation we describe optimal imaging strategies for CT and MR-Imaging in patients with liver cirrhosis. We complete the review with a state-of-the-art assessment and explanation of the recently introduced LI-RADS criteria for structured reporting.

Kernaussagen
  • Die Leberzirrhose kann multifaktoriell (z. B. viral, Fettleber, autoimmun, hereditär, kardiovaskulär) entstehen und ist ein Endstadium chronischer Lebererkrankungen.

  • Die häufigsten Komplikationen einer Leberzirrhose sind hydrope Dekompensation, obere gastrointestinale Blutung, hepatische Enzephalopathie und das hepatorenale Syndrom; aber auch eine zirrhotische Kardiomyopathie bzw. ein hepatopulmonales Syndrom können auftreten. Das Risiko eines Leberzellkarzinoms (HCC) ist bei Leberzirrhose deutlich erhöht.

  • Bei der Karzinogenese in der Leberzirrhose schreitet die Entwicklung typischerweise über Regeneratknoten zu dysplastischen Knoten und dann zum HCC fort.

  • Bei der Leberzirrhose werden durch die ausgeprägte hepatische Fibrose und die Störungen der hepatischen Architektur auch CT-morphologische Veränderungen erzeugt.

  • Bei den in einer zirrhotisch veränderten Leber schwer zu erkennenden nodulären Raumforderungen muss zwischen Regeneratknoten und dysplastischen Knoten unterschieden werden.

  • Etwa 90% der HCC zeigen in der CT eine Hypervaskularität mit vermehrtem Enhancement in der arteriellen Phase. In der venösen Phase ist dagegen ein Washout mit konsekutiver Iso- oder Hypodensität im Vergleich zum umgebenden Leberparenchym typisch.

  • Bei der LI-RADS-Klassifikation wird den in der Bildgebung nachgewiesenen Läsionen basierend auf verschiedenen Merkmalen eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet, mit der es sich um ein HCC handelt. Das Schema wird nur bei Patienten mit einem hohen HCC-Risiko angewendet, trägt dann aber dazu bei, die Variabilität in der Befundung durch Radiologen zu verringern.



Publication History

Article published online:
04 March 2022

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