Zusammenfassung
Ziel Das Ziel dieses Reviews ist es, epidemiologische Studien zum
Ansteckungsrisiko mit SARS-CoV-2 bei Reisen mit Bahn und Bus zu identifizieren
und kritisch auch im Hinblick auf die Übertragbarkeit für
Deutschland zu bewerten.
Methodik Systematisches Review basierend auf der Suche in zwei
elektronischen Datenbanken (PubMed, Web of Science) nach dem Prinzip der
„Preferred Reporting Items for Systematic Review and
Meta-analysis“ (PRISMA) nach epidemiologischen Studien zu SARS-CoV-2
bzw. COVID-19 und Reisen mit der Bahn oder im Bus.
Ergebnisse Die Suche in den beiden elektronischen Datenbanken lieferte 746
Publikationen. Davon erfüllten 55 die Auswahlkriterien und wurden in die
Volltextrecherche einbezogen. Schließlich konnten 5
Originalpublikationen zur Beantwortung der Frage nach SARS-CoV-2-Infektionen im
Zusammenhang mit Fernreisen per Bahn und 4 mit Bezug auf Busreisen herangezogen
werden. Die Studien sind sehr heterogen und beziehen sich fast
ausschließlich auf Fernreisen in China. Sie zeigen konsistent ein
Ansteckungsrisiko, wenn infizierte Personen im gleichen Waggon oder Bus ohne
Mund-Nasen Bedeckung (MNB) mitreisen. Das Risiko ist dabei nicht
beschränkt auf jene Reisenden, die in unmittelbarer Nähe zu dem
infizierten Mitreisenden sitzen. Trotz aller Unterschiede zwischen Reisen mit
Bahn und Bus in China und Deutschland besteht kein grundsätzlicher
Zweifel daran, dass die berichteten Ergebnisse aus China in qualitativer
Hinsicht auch auf Deutschland zu übertragen sind. Allerdings muss
berücksichtigt werden, dass die Ergebnisse der drei
Schlüsselpublikationen überwiegend die Zeit vor dem Lockdown in
China ohne die strikte Verwendung von MNB einschlossen. Somit bleibt die Frage,
ob die Ergebnisse unter den gegenwärtigen Bedingungen mit MNB und
virulenteren Virusmutationen ähnlich wären. Es wurde keine
einzige Studie im Zusammenhang mit der Infektion bei Nutzung des
öffentlichen Personennahverkehrs gefunden.
Schlussfolgerungen Es gibt verschiedene Hinweise dafür, dass
Reisen mit der Bahn mit einem deutlich niedrigeren Infektionsrisiko verbunden
ist im Vergleich zum Ansteckungsrisiko im häuslichen Umfeld. Wegen
fehlender Beobachtungsdaten wird man das Infektionsrisiko bei Fernreisen mit Bus
und bei Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs auf der Grundlage
des Luftaustausches im Fahrgastinnenraum, der Reisedauer, des Abstandes zu
anderen Fahrgästen und letztendlich der Fahrgastdichte modellhaft
abschätzen müssen.
Abstract
Aim The aim of this review is to identify epidemiological studies on the
risk of infection with SARS-CoV-2 during travel by train and bus and to
critically evaluate them also with regard to extrapolating the findings to the
German situation.
Methods Systematic review based on searching two electronic databases
(PubMed, Web of Science) according to the principle of Preferred Reporting Items
for Systematic Review and Meta-analysis (PRISMA) for epidemiological studies on
SARS-CoV-2 or COVID-19 and travel by train or bus.
Results Searches of the two electronic databases yielded 746 publications.
Of these, 55 met the selection criteria and were included in the full-text
search. Finally, 5 original publications were used to answer the question about
SARS-CoV-2 infections related to long-distance travel by train and 4 related to
bus travel. The studies were very heterogeneous and referred almost exclusively
to long-distance travel in China. They consistently showed a risk of infection
when infected persons travelled in the same train, car or bus without
mouth-to-nose (MNB) coverage. The risk was not limited to those sitting in close
proximity to an infected fellow traveler. Despite all the differences between
travel by train and bus in China and Germany, there is no fundamental doubt that
the reported results from China can also be extrapolated to Germany in
qualitative terms. However, it must be taken into account that the results of
the three key publications predominantly included the period before the lockdown
in China without the strict use of MNB. Thus, the question remains whether the
results would be similar under current conditions with MNB and more virulent
viral mutations. No single study was found related to infection when using
public transportation.
Conclusions There are several lines of evidence that travel by train is
associated with a significantly lower risk of infection compared with the risk
of infection in the home environment. Due to a lack of observational data, one
will need to model the risk of infection for long-distance travel by bus and use
of local public transport based on air exchange in the passenger compartment,
travel duration, distance from other passengers, and ultimately passenger
density.
Schlüsselwörter
SARS-CoV-2 - COVID-19 - Bahnreisen - Busreisen - Epidemiologie
Key words
SARS-CoV-2 - COVID-19 - Travel by train - Travel by bus - Epidemiology