Laryngorhinootologie 2021; 100(09): 734-735
DOI: 10.1055/a-1521-5191
Der interessante Fall

Akute Atemwegsverlegung durch eine akzessorische Ohrmuschel bei einem Neugeborenen

A newborns acute airway obstruction by accessory ear tissue
Christian Puder
1   HNO-Kalk, HNO-Gemeinschaftspraxis, Köln, Germany
,
Jost Kaufmann
2   Abteilung für Kinderanästhesiologie und Endoskopie, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Köln, Germany
,
Birte Mack-Detlefsen
3   Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie und Kinderurologie, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Köln, Germany
› Author Affiliations

Widmung

Dieser Artikel ist Herrn Professor Tilman Brusis zum 80. Geburtstag gewidmet.

Fallbericht

Aufgrund eines vorzeitigen Blasensprungs mit pathologischen Befunden in der Kardiotokografie wurde ein Mädchen unter primärer, unkomplizierter Sectio caesarea im Gestationsalter von 40 Wochen mit einem Gewicht von 4040 Gramm im Oktober 2019 geboren. Bei der Primärversorgung war eine kurzfristige Atemunterstützung mithilfe einer Gesichtsmaske notwendig, worunter sich das Neugeborene schnell stabilisierte. Bei Aufregung wurden jedoch ein inspiratorischer Stridor sowie juguläre Einziehungen beobachtet. Zusätzlich war bei der ansonsten regelrechten Erstuntersuchung des Kindes eine sichtbare Vorwölbung/glatt kugelige Struktur im Oro-/Hypopharynx aufgefallen. Dieser Befund war jedoch nicht reproduzierbar zu erheben. Zur weiteren Abklärung wurde das vitale Neugeborene am zweiten Lebenstag unter der Verdachtsdiagnose eines gestielten ösophagealen Lipoms in das Kinderkrankenhaus der Kliniken der Stadt Köln verlegt. Nach Aufklärung der Eltern wurden eine endoskopische Untersuchung und Sanierung des Befundes für den nächsten Tag vorbereitet. Am Morgen des dritten Lebenstages kam es zu einer akuten, subtotalen Verlegung der Atemwege mit in- und exspiratorischem Stridor mit ausgeprägter Dyspnoe, jedoch unter Sauerstoffvorlage durchgehend normwertiger pulsoximetrisch gemessener peripherer Sauerstoffsättigung.

Es erfolgte die sofortige Übernahme des Mädchens in den OP-Bereich sowie Einleitung einer Vollnarkose unter kontinuierlicher, problemloser Maskenbeatmung. Die Darstellung mithilfe eines Laryngoskops und einer Hopkins-Optik (0°, 2,7 mm) zeigte eine mit flaumbedeckter Haut epithelisierte kugelige, aus dem Nasenrachenraum links prolabierende Raumforderung ([Abb. 1a]), die an einem Stiel mobil war sowie in den Oropharynx luxiert und in den Nasopharynx reponiert werden konnte ([Abb. 1b, c]). Nach problemloser endotrachealer Intubation und Velotraktio mit nasalen Kathetern beidseits konnte der Ursprung des Stiels am linken Tubenwulst dargestellt und dort endoskopisch kontrolliert bipolar abgetragen werden ([Abb. 2]). Es erfolgte eine unmittelbar postoperative problemlose Extubation. In der Nachsorge traten keinerlei Beeinträchtigungen mehr auf und das Mädchen konnte am ersten postoperativen Tag in das Heimatkrankenhaus rückverlegt werden.

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Abb. 1 Darstellung des nasopharyngealen Tumors mithilfe eines Laryngoskops und einer Hopkins-Optik (0°, 2,7 mm).
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Abb. 2 Resektat.


Publication History

Article published online:
30 August 2021

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