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DOI: 10.1055/a-1517-1940
Gelebte Solidarität
Wenn man in Zeiten der COVID-19-Pandemie von „Solidarität“ redet, kommt einem schnell die Impfung gegen SARS-CoV-2 in den Sinn. Und ja, die Impfung schützt bekanntlich nicht nur die Geimpften selbst, indem schwere Krankheitsverläufe deutlich unwahrscheinlicher werden. Denn auch symptomatische und asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen kann die Impfung laut Robert Koch-Institut in einem erheblichen Maße verhindern. Damit ist auch die Verbreitung von SARS-CoV-2 deutlich eingeschränkt – je mehr Menschen also einen vollständigen Impfschutz haben, umso schwerer hat es das Virus, sich in der Bevölkerung zu verbreiten. Wer vollständig geimpft ist, trägt also dazu bei, andere zu schützen und das Virus einzudämmen.
Zudem darf man auch nicht vergessen, dass Virusmutanten umso häufiger werden, je mehr Kopien von SARS-CoV-2 in der Bevölkerung existieren. Das ist eine einfache Wahrscheinlichkeitsrechnung: Denn bei der Vermehrung des Virus kommen von Zeit zu Zeit Fehler vor – das Erbgut von SARS-CoV-2 ändert sich dadurch, oft mit keinen gefährlichen Folgen für den Menschen. Aber manchmal treten Mutationen auf, welche z. B. das Virus befähigen, der Immunabwehr des Menschen besser zu entkommen, die Infektiosität erhöhen und/oder einen schwereren Krankheitsverlauf begünstigen. Die aktuell grassierende Delta-Variante ist ein Beispiel für eine (für den Virus) vorteilhafte Mutationskombination.
In der Summe bedeutet dies, dass für den Menschen nachteilige Virusmutationen umso häufiger vorkommen, je mehr Menschen infiziert sind. Daher sind Maßnahmen, wie Maske tragen, Abstand halten, Hygienevorschriften einhalten, regelmäßiger Luftaustausch in Innenräumen etc., weiterhin sinnvoll (auch Geimpfte können das Virus weitergeben, wenn auch durchschnittlich in weit geringerem Ausmaß). Einen großen Effekt auf die Zahl der Infizierten hat wie beschrieben die Impfquote: Je kleiner diese ist, desto mehr Menschen infizieren sich und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für gefährliche Mutationen. Auch aus Sicht der Mutationsentstehung ist eine Impfung (und natürlich die Einhaltung von anderen Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Verbreitung) also gelebte Solidarität.
Gelebte Solidarität ist auch der Akt einer Lebendnierenspende. Um die medizinische Sicht rund um dieses wichtige Thema einmal konzentriert darzustellen, haben der Gasteditor zu diesem Schwerpunktheft Herr PD Dr. Volker Aßfalg, München, und ich die vorliegende Ausgabe der „Dialyse aktuell“ gemeinsam gestaltet. Lesen Sie die Artikel der kompetenten Autoren zum Schwerpunkt ab Seite 300 in diesem Heft. Natürlich finden Sie in dieser Ausgabe auch weitere interessante Beiträge, und zwar in den Rubriken „Gesellschaft“, „Magazin“, „Original & Übersicht“ und „Forum der Industrie“.
Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre!
Publication History
Article published online:
12 October 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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