physiopraxis 2021; 19(07/08): 14-18
DOI: 10.1055/a-1494-1761
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Krafttraining – Partielles ROM-Training bewirkt regionale Hypertrophie

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ABB. Die Studie zeigt, dass es möglich ist, durch entsprechendes Training des M. rectus femoris sowie des M. vastus lateralis regional unterschiedliche Hypertrophien zu erreichen. © Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von K. Wesker und M. Voll. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018

Im Krafttraining werden Übungen klassischerweise über die volle Range of Motion (ROM) ausgeführt. Unklar ist, ob sich durch ein Training in ausgewählten ROM-Bereichen regional unterschiedliche Muskelhypertrophien erzeugen lassen und ob ein variables partielles ROM-Training einem Training über die ganze ROM in puncto Muskelhypertrophie und Kraftzuwachs überlegen ist [1].

Wissenschaftler*innen untersuchten diese Aussagen am Kniegelenkstrecker und teilten dafür 45 Frauen zwischen 18–30 Jahren auf 4 Gruppen auf:

  • initial ROM 100–65°

  • final ROM 65–30°

  • full ROM 100–30°

  • VAR-ROM

Die Probandinnen absolvierten 36 Trainingseinheiten über 12 Wochen. Gemessen wurden die Muskelhypertrophie mittels Ultraschall an unterschiedlichen Stellen des M. rectus femoris (RF) und des M. vastus lateralis (VL) sowie die Maximalkraft in den verschiedenen ROM-Bereichen.

Die Muskelzuwächse über den gesamten RF und VL waren in den Gruppen initial, full und VAR vergleichbar. Die Initial-Gruppe zeigte zudem die stärkste Hypertrophie im distalen Bereich des VL und des RF. Die partiellen ROM-Gruppen hatten in den jeweiligen Bereichen die größten Kraftzuwächse. Full und VAR brachten vergleichbare Kraftzuwäche über das gesamte ROM. Ein partielles ROM-Training führte damit zu einer regional unterschiedlichen Muskelhypertrophie sowie zu einer Kraftsteigerung.

Kommentiert von Physio Meets Science

Fazit für die Praxis

Die Probandinnen der partiellen ROM-Gruppen trainierten mit höheren Lasten. Die stärkere Hypertrophie der Initial-Gruppe ergab sich aus einer längeren Time under Tension, größerer Muskellänge sowie der höheren Last, die zu einem größeren metabolischen Stress und damit zu einer vermehrten Ausschüttung von Wachstumshormonen beiträgt [2]. Darüber hinaus scheinen Kraftzuwächse spezifisch für den trainierten ROM-Bereich zu sein. Dies könnte für Patient*innen, die in einem ROM-Bereich Kraftdefizite haben, interessant sein.

PMS

Eur J Sport Sci 2021. doi:10.1080/17461391.2021.1927199


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Juli 2021

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