PiD - Psychotherapie im Dialog 2022; 23(03): 111
DOI: 10.1055/a-1487-9059
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Frühstücksbuffet – die Herausforderung

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(Quelle: © exclusive-dexign/stock.adobe.com)

Kein Mensch, der mich gut kennt, würde auf die Idee kommen, aus mir könnte jemals ein sogenannter Early Bird werden. Das Leben früher Vögel ist mir ein Rätsel. Ich brauche am Morgen (damit meine ich alles, was vor 11:00 Uhr stattfindet) unglaublich viel Zeit für die kleinsten Dinge, und je früher der Wecker klingelt, umso katastrophaler wirkt es sich aus, wenn irgendetwas von mir verlangt wird, das außerhalb gut geübter Routinen liegt.

Aufenthalte in Hotels, die das Frühstück als Buffet anbieten, sind daher immer wieder eine Herausforderung. Wo befindet sich der Kaffee (den ich morgens nicht trinke) – also: Ist das Teewasser dem Automaten für den Kaffee zu entnehmen oder steht ein Samowar bereit? Manchmal ist der Tee aber auch bei der Bedienung zu bestellen, die meine Verpeiltheit meist gnädig übersieht. Habe ich dann die Dose mit dem Assam ergattert, gehe ich auf die Suche nach Milch, meist beim Müsli zu finden. Da ich (warum, weiß ich nicht genau) außerhalb meiner eigenen Vier Wände aber kein Müsli zu mir nehme, ist dann noch ein Brötchen zu finden, Butter, etwas Marmelade oder Honig und gerne ein gekochtes Ei, eine Scheibe Lachs und eine Ecke Käse. Ach so, ein Glas Saft wäre auch noch gut … und ja, eine Scheibe Gurke und eine Spalte Tomate. Endlich kann ich Platz nehmen, stelle aber fest, dass kein Salz am Tisch zu finden ist. Also nochmal auf die Suche gehen: mit den Augen nach einer helfenden Seele im Service oder erneut am Buffet …

Wenn bis hierhin alles gut gegangen ist, habe ich mich auch noch nicht bekleckert, irgendetwas verschüttet und niemand anderem in der Schlange die Vorfahrt genommen. Und jetzt versuchen Sie, sich meine Anstrengungen mit Corona-Hygieneregeln vorzustellen: Handschuhe? Wenn ja, wo finden und wo wegwerfen? Richtung der vorgesehenen Einbahnstraße des Buffetbesuchs? Oh nein, waren die Eier doch am Anfang? Habe ich die Butter übersehen? Kaum am Platz, Maske abgenommen, fällt mir natürlich ein, dass ich noch etwas vergessen habe … Also: Maske wieder auf, Handschuhe an und nochmal los – wo war nochmal der Beginn der Einbahnstraße?

Sollten Sie mich dann mit einem sehnsüchtigen Gesichtsausdruck vor mich hinträumen sehen, wundern Sie sich nicht: Irgendwann in lang vergangenen Tagen ließ ich mir auf einer Karibikkreuzfahrt das Frühstück um 10:30 Uhr ins Zimmer bringen. Ich bemühte mich, dem Kellner freundlich zuzulächeln, schloss die Tür hinter ihm, öffnete die Balkontür, damit die warme Luft das Zimmer durchwehen konnte und … deutlich später habe ich dann auch gefrühstückt …

Dr. Bettina Wilms, Querfurt



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Article published online:
23 August 2022

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