Krankenhaushygiene up2date 2022; 17(02): 181-198
DOI: 10.1055/a-1400-8371
Antiinfektiva

Neue Antimykotika: Hoffnungsträger in der Therapie invasiver Mykosen?

Alexander Maximilian Aldejohann
,
Oliver Kurzai
,
Marie von Lilienfeld-Toal
,
Maria Rüthrich

Invasive Pilzinfektionen mit resistenten oder multiresistenten Erregern stellen aufgrund der geringen Zahl verfügbarer Substanzklassen eine erhebliche Herausforderung dar. Therapieversagen bewährter Antimykotika und gestiegene Mortalitätsraten sind nur einige ihrer Folgen. Zudem erschwert das Auftreten neuer multiresistenter Spezies – wie beispielsweise C. auris – im Rahmen globaler nosokomialer Ausbrüche die klinische Arbeit. Deshalb müssen dringend neue Substanzen die vorhanden Wirkspektren erweitern.

Kernaussagen
  • Invasive Pilzinfektionen mit resistenten oder multiresistenten Erregern stellen aufgrund der geringen Zahl verfügbarer Substanzklassen eine erhebliche Herausforderung dar. Motoren für diese Entwicklung sind vielfältig. Eine breite und prolongierte Anwendung von Antimykotika in Prophylaxe und Therapie oder eine generelle epidemiologische Verschiebung hin zu resistenteren Spezies spielen eine Rolle. Zudem sind u.a. das Neuauftreten multiresistenter Arten und die Einbringung von Fungiziden in die Umwelt begünstigende Faktoren.

  • Aktuell werden hauptsächlich drei verschiedene antimykotisch wirksame Substanzklassen unterschieden. Gegen alle sind Resistenzmechanismen etabliert und bekannt. Neben der Ausprägung resistenter Phänotypen unter Therapie sind oftmals die mitunter schweren Nebenwirkungen zusätzlich limitierend. Vor diesem Problemhintergrund ist die Erforschung und Anwendung neuer potenzieller Substanzen dringend geboten.

  • Abhilfe schaffen Neuformulierungen und die Erweiterung etablierter Substanzklassen. So werden Wirkspektren erweitert, neue Applikationswege definiert oder aber Nebenwirkungen gemildert. Etwaige Resistenzmechanismen greifen jedoch weiterhin.

  • Die Etablierung neuer Substanzklassen mit bislang unbekannten Wirkmechanismen bieten das größte Potenzial zur Bekämpfung invasiver Pilzinfektionen. Zum einen zeigen sich hier Wirkspektren, die erstmals multiresistente und schwer zu therapierende seltene Spezies miteinschließen. Zum anderen treffen diese Substanzen auf eine naive Pilzpopulation ohne bekannte Resistenzen. Zudem ist das Nebenwirkungsprofil der hier vorgestellten Wirkstoffe bislang gering.

  • Auch zukünftig stehen weitere mögliche – zurzeit experimentell erforschte – Wirkstoffkandidaten in den Startlöchern, um das Arsenal neuer Antimykotika zu erweitern.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. Juni 2022

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