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DOI: 10.1055/a-1365-1316
Gelesen und kommentiert
Effektivität von transkranieller Magnetstimulation in Kombination mit Physiotherapie in der subakuten bis chronischen Phase nach Schlaganfall
Liao LY, Xie YJ, Chen Y et al. Cerebellar theta-burst stimulation combined with physiotherapy in subacute and chronic stroke patients: A pilot randomized controlled trial. Neurorehabil Neural Repair 2020. doi:10.1177/1545968320971735
Zusammenfassung der Studie
Ziele
Evaluation der Effekte von transkranieller Magnetstimulation in Kombination mit Physiotherapie in der subakuten bis chronischen Phase nach Schlaganfall.
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Methodik
Design Mehrfach verblindete, randomisierte und placebokontrollierte Studie.
Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten zwischen 18 und 80 Jahren nach einem Schlaganfall mit einer Mindestkrankheitsdauer von 2 Wochen und einem motorischen Defizit in den Beinen mit einem Punktwert von weniger als 34 Punkten auf der Fugl-Meyer-Assessment-Skala für die untere Extremität von weniger als 56 Punkten auf der Berg-Balance-Skala (BBS). Ausgeschlossen wurden Patienten mit anderen neurologischen Erkrankungen, Herzschrittmachern, Schwierigkeiten beim Ausführen von Kommandos, Epilepsien und Schwangere.
Interventionen Alle Patienten erhielten ihre individuelle Physiotherapie nach dem Schlaganfall. Alle Patienten erhielten nach Zufallseinteilung zusätzlich entweder zerebelläre intermittierende Theta-Burst-Stimulation (iTBS) oder eine Placebo-iTBS kontralateral zur betroffenen zerebralen Hemisphäre vor der individuellen Physiotherapie. Jeder Teilnehmer erhielt eine Sitzung von 50 Minuten pro Tag an 5 Tagen pro Woche über einen zweiwöchigen Zeitraum.
Messungen Primärer Zielparameter war die BBS. Sekundäre Zielparameter umfassten die Trunk-Impairment-Skala (TIS), Fugl-Meyer-Assessment-Skala für die unteren Extremitäten (FMA-LE), den Barthel-Index (BI) und die kortikospinale Exzitabilität, gemessen mit transkranieller Magnetstimulation. Alle Variablen wurden vor Studienbeginn bzw. eine und zwei Wochen nach Studienbeginn erhoben.
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Ergebnisse
Insgesamt wurden 30 Patienten im mittleren Alter von 53 Jahren und im Mittel 78 Tage nach Schlaganfall in die Studie eingeschlossen. Zu Studienbeginn unterschieden sich die Patientengruppen nicht hinsichtlich wichtiger prognostischer Variablen.
Nach einer Woche zeigte sich ein Vorteil zugunsten der stimulierten Gruppe bezüglich einer verbesserten Balance gemessen mit der BBS. Nach zwei Wochen gab es einen Vorteil zugunsten der transkraniell stimulierten Gruppe bezogen auf die Sitzbalance, gemessen mit der TIS, und auf die allgemeine Balance, gemessen mit der BBS. Die Motorik der unteren Extremität, die Alltagskompetenz sowie die kortikospinale Exzitabilität unterschieden sich hingegen zu keinem Messzeitpunkt zwischen den behandelten Gruppen.
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Schlussfolgerung
Die Autoren schlussfolgern, dass sich die Balance von Patienten nach Schlaganfall vor allem durch die transkranielle Magnetstimulation verbessern lässt.
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Kommentar
Eine sehr kleine, aber dennoch interessante Studie zur zusätzlichen nichtinvasiven transkraniellen zerebellären Hirnstimulation. Die Patienten, die zerebellär stimuliert wurden, erreichten bereits nach einer Woche eine etwas bessere Sitzbalance und nach 10 Sitzungsterminen sogar eine bessere Balance, gemessen mit der BBS. Die von den Autoren aufgezeigten statistischen Unterschiede zwischen den Gruppen sind jedoch nicht klinisch relevant. Das heißt, die verbesserte Balance durch die zusätzliche zerebelläre Hirnstimulation ist zu gering, um für Patienten und Therapeuten klinisch bedeutsam zu sein.
Wichtig ist ein Blick auf die anderen Parameter. Auch wenn die Sitzbalance und die allgemeine Balance sich etwas verbesserten, hatte die Stimulation keinen Einfluss auf die Motorik und die Alltagsleistungen. Man könnte einwenden, dass keine echten motorischen Areale stimuliert wurden und somit keine motorischen Leistungsverbesserungen zu erwarten waren. Allerdings zeigte sich, dass sich die kortikospinale Exzitabilität im Zeitverlauf zu keinem Zeitpunkt zwischen den Gruppen unterschied. Anders formuliert: Es ist auf der Basis der Ergebnisse dieser Studie völlig unklar, warum sich die Balance der Patienten verbesserte; an einer erhöhten oder verbesserten kortikospinalen Exzitabilität lag es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Diese zusätzliche nichtinvasive Hirnstimulation kann z. B. in Deutschland zurzeit nur von Fachärzten, aber nicht von Physiotherapeuten durchgeführt werden, was die Übertragung dieser Ergebnisse deutlich einschränkt. Jedoch zeigt die Studie, dass ein einfaches Protokoll zur nichtinvasiven Hirnstimulation eventuell einen zusätzlichen Stimulus in der Erholung von Patienten in der subchronischen Phase nach Schlaganfall bewirken kann.
Fazit Eine interessante Studie, die einen geringen Einfluss der nichtinvasiven transkraniellen Magnetstimulation auf die Balance nach Schlaganfall zeigt.
Prof. Dr. rer. medic. habil. Jan Mehrholz
Professor für Therapiewissenschaften
Studiengangsleiter Neurorehabilitation, MSc
SRH Hochschule für Gesundheit
University of Applied Health Sciences
Campus Gera
Neue Straße 28–30
07548 Gera
Deutschland
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Publication History
Article published online:
17 March 2021
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Georg Thieme Verlag KG
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