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DOI: 10.1055/a-1253-9930
Deutsche Gesellschaft für Maritime Medizin e. V.
Liebe Mitglieder der DGMM,
nach einem Jahr voller Turbulenzen und pandemiebedingter Verunsicherungen kann das neue Jahr für die Seeleute nicht mehr viele psychosoziale Überraschungen mit sich bringen, mag so mancher gedacht haben. Aber gleich der Beginn dieses Jahres hielt wieder eine neue, unerwartete Herausforderung bereit: Für über 100 Seeleute von der Südseeinsel Kiribati gab es eine böse Überraschung, da sie in der Jugendherberge an der Horner Rennbahn in Hamburg gestrandet sind. Hintergrund ist, dass sie wegen restriktiver Coronaregeln in ihrer Heimat und angesichts der hohen Infektionszahlen in Deutschland nicht nach Hause einreisen dürfen und daher jetzt zentral nach Hamburg geflogen wurden und werden.
Bereits im Oktober 2020 begann für die ersten Seeleute die Unterbringung in der Hamburger Jugendherberge, nachdem sie teilweise bis zu 18 Monate und länger an Bord verbracht hatten. In Hamburg kümmert sich vornehmlich die Seemannsmission um die psychosoziale Notlage dieser Seeleute, die sehr „erschöpft und hinsichtlich ihrer Kleidung in keiner Weise auf das norddeutsche Winterwetter eingestellt“ seien. Insbesondere die Perspektivlosigkeit, wann es wieder nach Hause gehen könne, mache den gestrandeten Seeleuten sehr zu schaffen. Initiativen, wie z. B. die erfolgte Verlegung der Seemannssprechstunde des Hafen- und Flughafenärztlichen Dienstes Hamburg vom Duckdalben zur Jugendherberge an der Horner Rennbahn, sind sehr willkommen.
Es ist davon auszugehen, dass die Pandemieerfahrungen und die neu entwickelten bzw. angepassten Arbeitsstrategien tiefgreifende und über das Infektionsgeschehen hinausgehende Auswirkungen auch im maritimen Sektor hinterlassen werden – von allgemeinen Hygieneregeln, Kontaktreduzierung zu schiffsexternen Personen im Hafen, weiter eingeschränkte Landgangmöglichkeiten, Schnelltest vor dem Boarding bis hin zum Homeworking in den Reedereien. Besonders betroffen ist sicherlich die Kreuzfahrtindustrie, die aufgrund vereinzelt verheerend verlaufender Infektionsausbrüche an Bord in eine schwere Krise geraten ist. Ein aktuell durchgeführter Review über das Ausbruchsmanagement von COVID-19 auf Schiffen und im Hafen detektierte zahlreiche Probleme, wie z. B. verweigerte Einreise von Kreuzfahrtschiffen in die Häfen, enormer personeller Aufwand zur Aufrechterhaltung der täglichen Dienste oder unzureichende medizinische Ressourcen. Daher müssen nun maßgeschneiderte Konzepte entwickelt werden, um einen unbeschwerten und sicheren Aufenthalt von Passagieren und Besatzungen auf einem Kreuzfahrtschiff zu gewährleisten. Hierbei ist auch die Einbindung der maritimen Wissenschaft gefragt.
Mit dem Blick in die Zukunft gibt es auch in diesem Jahr eine Fülle von maritimen Kongressen, Veranstaltungen und Workshops, die in der Regel im virtuellen Format konzipiert sind. Aber hier haben auch viele unserer Mitglieder mittlerweile schon Routine. Im Folgenden ist eine kleine Auswahl von Terminen rund um das Thema „Maritime Wirtschaft und Medizin“ in den nächsten Monaten zusammengetragen:
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23.02.2021: Jahrestreffen der Fachgruppe Schiffseffizienz, GoToMeeting
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01.03.–05.03.2021: 8th Annual World Ocean Summit Virutal Week, online
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09.03.–10.03.2021 Envirotech for Shipping Forum USA, online
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17.03.–20.03.2021 Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM), Jena, Hybridformat
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24.03.2021: Greening in Short Sea Shipping and River-Sea Shipping, virtuell
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10.05–11.05.2021: 12. Nationale Maritime Konferenz, Rostock
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Juni 2021: ISMH16, 16. Internationales Symposium, Athen, Griechenland
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28.09.2021: 15. Bremer Schifffahrtskongress
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11.10.2021: IST-Weltkongress 2021, Congress Center Hamburg (CCH), Hamburg
Persönlich würde ich mich sehr freuen, wenn neben dem dominierenden Thema der Pandemie und ihrer Auswirkungen auch wieder die anderen Facetten der Schifffahrt vermehrt in unser Bewusstsein rücken und uns daran erinnern, wie vielseitig und spannend die Maritime Medizin ist. Vielleicht sind in dieser Terminauflistung ja auch für Sie interessante Anregungen dabei.
Herzliche Grüße aus Hamburg
Ihr
Marcus Oldenburg
Verantwortlich für die
DGMM-Gesellschaftsseiten in der FTR:
PD Dr. Marcus Oldenburg, Hamburg (V.i.S.d.P.)
Geschäftsstelle:
Deutsche Gesellschaft für Maritime Medizin e. V.
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin
Seewartenstr. 10
20459 Hamburg
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. Februar 2021
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