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DOI: 10.1055/a-1243-4021
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Aminosäuren sind bekanntlich die biologischen Baustoffe für alle Struktur- und Funktionsproteine des Körpers. Da jede Erkrankung mit einem Abbau dieser Proteine einhergeht, ist die Zufuhr von Aminosäuren essenziell für deren Resynthese. Aminosäuren sind wahre Alleskönner. Als Bausteine der Proteine bilden sie die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Proteine sind für alle Pflanzen und Lebewesen unverzichtbar. Sie haben strukturelle Aufgaben und regulieren u. a. als Enzyme oder Hormone den Stoffwechsel. Während Vitamine und Mineralstoffe schon lange Zeit erfolgreich in der Prävention und Therapie von Erkrankungen eingesetzt werden, hat man die Bedeutung der Aminosäuren für unsere Gesundheit erst in den letzten Jahren erkannt. Mittlerweile werden nahezu täglich neue Erkenntnisse zu Aminosäuren wie Arginin, Citrullin, Glutamin, Taurin und Tryptophan publiziert. Daher haben wir die vorliegende Ausgabe der om ganz den Aminosäuren gewidmet.
In der Uratmosphäre beherrschten Schadstoffe und Stickoxide als Überbleibsel des „Urknalls“ das Universum. Wie konnte dennoch daraus Leben entstehen? Führt man Formaldehyd und Blausäure im Reagenzglas zusammen, so entsteht in der Tat Glycin, die kleinste Aminosäure, als grundlegender Baustein aller anderen Aminosäuren. Glycin geht also aus den Molekülen der Uratmosphäre hervor. Das hierzu ebenfalls notwendige Wasser entstammt dem beim „Urknall“ zusammengeführten Moleküle Wasserstoff und Sauerstoff. In seinem sehr interessanten Beitrag über die Bedeutung der Aminosäuren beschreibt Alfons Meyer Grundlagen der Aminosäureforschung und stellt exemplarisch ausgewählte Aminosäuren sowie deren Verwendung in der komplementären Medizin vor.
Die präventivmedizinische und therapeutische Bedeutung des N-Acetyl-Cysteins (NAC) wird in der klassischen Schulmedizin i. d. R. auf die Rolle des NAC als Mukolytikum bei Atemwegserkrankungen reduziert. NAC ist aber weit mehr als nur ein Mukolytikum. Allerdings spielt NAC als L-Glutathion-Prodrug eine herausragende Rolle im antioxidativen, antientzündlichen Schutzsystem des Organismus und ist v. a. für die Funktionsfähigkeit des Immunsystems wichtig. Das Tripeptid L-Glutathion ist überwiegend im Zytosol lokalisiert (bis zu 90 %), ein Anteil (etwa 10 %) in den Mitochondrien sowie ein kleinerer Anteil im endoplasmatischen Retikulum und im Zellkern. Die endogene L-Glutathion-Biosynthese hängt entscheidend von der Verfügbarkeit der schwefelhaltigen Aminosäure L-Cystein ab. Da L-Cystein leicht oxidiert, wird das chemisch stabilere N-Acetyl-Cystein i. d. R. therapeutisch eingesetzt. Nach oraler oder intravenöser Applikation wird N-Acetyl-Cystein in der Leber deacetyliert und das daraus entstehende L-Cystein zur Biosynthese von L-Glutathion verwendet. Die elementare Bedeutung des Cysteins bzw. NAC für den menschlichen Organismus sowie wichtige biologische Stoffwechselfunktionen und mögliche therapeutische Anwendungen werden von uns in einem umfassenden und aktualisierten Artikel vorgestellt.
Neben Aminosäuren starten wir mit dieser Ausgabe eine Artikelserie zum Healthy Aging. Inflammaging und ihr Seneszenz-assoziierter sekretorischer Phänotyp (SASP) können ausgelöst werden durch verschiedene Zellstressoren, wie reaktive Sauerstoffspezies (ROS), DNA-Schäden oder Verlust der Telomerase, was in gesteigertem oxidativen Stress, zunehmender mitochondrialer Dysfunktion, zellulärer Seneszenz und Apoptose mündet. Auf die Bedeutung einer ausgewogenen Versorgung mit Mikronährstoffen wie ω-3-Fettsäuren für den Prozess des Alterns gehen wir in dieser aktuellen Beitragsserie ein.
Dank der tatkräftigen Hilfe unserer Autoren können wir Ihnen erneut ein spannendes Heft präsentieren, das hoffentlich ihren Geschmack trifft.
Apotheker Uwe Gröber & Dr. med. Hans-Peter Friedrichsen
Publication History
Article published online:
14 October 2020
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