Pädiatrie up2date 2021; 16(03): 271-291
DOI: 10.1055/a-1193-9060
Kardiologie

Differenzialdiagnose der Synkope

Andreas Hahn
,
Markus Khalil

Synkopen sind ein häufiges Problem im Kindes- und Jugendalter. Meist handelt es sich um gutartige Reflexsynkopen, doch müssen potenziell gefährliche Ursachen ausgeschlossen werden und andere differenzialdiagnostisch in Frage kommende Ursachen für einen plötzlichen Bewusstseinsverlust bedacht werden.

Kernaussagen
  • Die Synkope ist definiert als ein in der Regel kurzer, passagerer Bewusstseinsverlust aufgrund einer globalen zerebralen Perfusionsverminderung und unzureichender Sauerstoffversorgung des zentralen Nervensystems mit zumeist spontaner und rascher Reorientierung.

  • Synkopen sind ein sehr häufiges Phänomen. Bei bis zu 40% aller Kinder und Jugendlichen kommt es in den ersten 2 Lebensdekaden mindestens einmalig zu einer Synkope. Präsynkopen sind noch häufiger.

  • In der ganz überwiegenden Zahl der Fälle handelt es sich um gutartige Reflexsynkopen, die meist auf eine Störung der autonomen Kontrolle mit orthostatischer Intoleranz zurückzuführen sind und keiner spezifischen Therapie bedürfen.

  • Kardiogene Synkopen machen bis zu 6% aller Fälle aus und dürfen nicht übersehen werden, da sie die Erstmanifestation einer bisher unbekannten kardialen Erkrankung sein und einem plötzlichen Herztod vorangehen können.

  • Kardiogene Ursachen sind meist auf eine Obstruktion des Blutflusses oder auf Herzrhythmusstörungen zurückzuführen.

  • Eine gründliche Anamnese ist für die genaue Klassifikation von großer Bedeutung. Darüber hinaus sollten eine genaue körperliche Untersuchung und ein EKG durchgeführt werden.

  • Eine weiterführende Diagnostik (z. B. Echokardiografie, Langzeit-, Belastungs-EKG, MRT) ist indiziert, wenn das Vorliegen einer Reflexsynkope unsicher ist.

  • Die Differenzialdiagnosen der Synkopen sind vielfältig und umfassen neurologisch, psychogen und metabolisch bedingte Bewusstseinsstörungen.

  • Die häufigste Differenzialdiagnose ist der epileptische Anfall. Umgekehrt darf bei Patienten mit dem V. a. einen epileptischen Anfall eine kardiogene Synkope nicht übersehen werden.



Publication History

Article published online:
13 September 2021

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