Dialyse aktuell 2020; 24(10): 385
DOI: 10.1055/a-1190-8513
Editorial

Ein Kraftakt

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Das Jahr 2020 nähert sich nun also seinem Ende. Einige werden denken „Endlich!“ und somit einfach froh sein, dass es bald vorbei ist – hat es uns mit SARS-CoV-2 (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom Coronavirus 2) und COVID-19 (Coronavirus Disease 2019) doch eine weltweite Katastrophe gebracht. Für viele war das Jahr von sozialen, psychischen und finanziellen Einschränkungen geprägt. Und das gesundheitliche Risiko, das mit einer SARS-CoV-2-Infektion einhergeht, ist bekanntlich sehr hoch, wenn ein schwerer Krankheitsverlauf auftritt: Die Zahl der Menschen, die an COVID-19 verstorbene Angehörige, Freunde oder Bekannte haben, wird leider täglich mehr.

Die extreme Schwankungsbreite der Symptomausprägungen bereitet uns nach wie vor Probleme: So kann jemand komplett asymptomatisch und dabei trotzdem infektiös sein, ohne es zu bemerken, während ein anderer an COVID-19 verstirbt. Zwischen diesen Extremzuständen existieren zudem alle möglichen Zwischenstufen. Es gibt inzwischen Hinweise darauf, welche Faktoren das Risiko für eine schwere Infektion erhöhen (z. B. ein hohes Alter, ein Bluthochdruck, Nierenerkrankungen etc.). Aber man kann im Einzelfall trotzdem nicht zuverlässig vorhersagen, wer definitiv keine größeren Schwierigkeiten bekommt – auch als junger, gesunder Mensch ist man nicht vor einem lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf gefeit.

Daher geht der Kraftakt, den die Bundesregierung und die Länder mit den aktuellen Maßnahmen den Bürgern abverlangen, sicherlich in die richtige Richtung. Klar ist hierbei auch, dass die Entscheider in regelmäßigen Abständen nachjustieren und sich auf aktuelle Gegebenheiten einstellen müssen, wie es auch schon bei einem Treffen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder am 25.11.2020 geschehen ist. Hierbei verständigten sich die Teilnehmer bekanntlich darauf, den „Lockdown light“, der im November in Deutschland die zweite Infektionswelle „brechen“ sollte, bis Mitte/Ende Dezember zu verlängern. Die Maßnahmen sind seit dem 01.12.2020 sogar etwas verschärft worden, da die Infektionszahlen im Laufe des Novembers nicht im erforderlichen Maße zurückgingen. Zwischen dem 23.12.2020 und dem 01.01.2021 wurden dagegen laut Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen in Aussicht gestellt, um z. B. Familientreffen besser zu ermöglichen. Allerdings regeln dies die Bundesländer teils unterschiedlich.

Es geht bei den Maßnahmen darum, Risikogruppen wie chronisch Kranke und Alte zu schützen, aber natürlich auch jede(n) Einzelne(n) einem möglichst geringen Infektionsrisiko auszusetzen – „Solidarität“ und „Eigenschutz“ sind hier wichtige Schlagwörter. Entscheidend wird es wie im Frühjahr sein, die Kapazitäten auf den Intensivstationen (Personal und Intensivmedizinplätze) nicht zu überlasten. Ich denke, jeder wäre froh, wenn man in Kliniken keine Entscheidung treffen muss, welche(r) der Patienten/-innen nun z. B. den Beatmungsplatz bekommt und welche(r) nicht (sprich: wen man ohne adäquate Behandlung sterben lässt).

Angesichts der Auswirkungen der Pandemie kann es helfen, sich auf die Zukunft zu fokussieren: Glücklicherweise sind nun vielversprechende Impfstoffe in der Pipeline, die uns wahrscheinlich im Laufe des Jahres 2021 nach und nach eine Impfquote bescheren könnten, die uns in Richtung einer Herdenimmunität bringen könnte. Und ein weiterer Hinweise auf das nächste Jahr: Vielleicht haben Sie ja über die Feiertage Zeit und Muße, einen Artikel zu einem pflegerischen Thema rund um Nierenersatzverfahren (Dialyse, Apherese, Nierentransplantation etc.) anzugehen und sich danach um den Förderpreis Nephrologische Pflege 2021 der Thieme Gruppe zu bewerben? Sie finden alle relevanten Informationen auf Seite 396 in dieser Ausgabe der „Dialyse aktuell“ sowie im Internet auf www.thieme.de unter dem Reiter „Thieme Gruppe“: Gehen Sie dann über den Menüpunkt „Gesellschaftliches Engagement“ zu „Preise und Förderungen“ und klicken Sie auf „Förderpreis Nephrologische Pflege“. Die Bewerbungsfrist endet am 01.09.2021 und das Preisgeld beträgt 1500 Euro – es lohnt sich also!

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre der letzten Ausgabe der „Dialyse aktuell“ des Jahres 2020, viel Zuversicht und Kraft, schöne Feiertage sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr – bleiben Sie gesund!



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Article published online:
17 December 2020

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