Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2021; 56(03): 210-218
DOI: 10.1055/a-1101-8522
Fortbildung

Spinalanalgesie – clever nutzen zur vaginalen Geburt

Spinal Analgesia – Cleverly Used for Vaginal Delivery
Lisa Töpel
,
Manuel Wenk

Zusammenfassung

Neuroaxiale Verfahren stellen eine Möglichkeit der Analgesie in der Geburtshilfe dar. Insbesondere in der späten Phase der vaginalen Entbindung erfordern überraschende Momente, instrumentelle Methoden oder spezielle Manöver eine schnelle und suffiziente Analgesie. Hier können die Vorteile der Spinalanästhesie gegenüber der Epiduralanästhesie clever genutzt werden.

Abstract

Neuroaxial procedures are among the most effective ways of relieving pain during childbirth. Especially in the late phase of vaginal delivery, surprising moments, instrumental methods or special maneuvers require quick and sufficient analgesia. This refers to situations with a sudden, often unexpected and particularly pronounced intensity of pain. Here the advantages of spinal analgesia over the gold standard of obstetric analgesia, catheter epidural analgesia, can be used. Spinal analgesia is characterized by a fast onset of pain relief, a profound blockage and simple technical feasibility and, like other neuroaxial procedures, is comparatively uncomplicated in pregnant women. However, it is only effective if the delivery situation is well assessed. There is no possibility of repetition without re-puncture, so that limited duration of action is a significant disadvantage. Applied drugs correspond to those described for combined spinal and epidural analgesia, such as a mixture of low-dose bupivacaine and sufentanil, and can be adapted to local conditions. In the future, longer acting substances could overcome the main limitation (temporary effect) of spinal analgesia and suitable adjuvants could further increase the attractiveness of the procedure.

Kernaussagen
  • Neuroaxiale Verfahren zählen zu den effektivsten Möglichkeiten der Schmerzlinderung unter der Geburt. Sie führen weder zu einer Verzögerung der Geburt noch zu einer erhöhten Rate an sekundären Sectiones caesareae oder an vaginal-operativen Entbindungen.

  • Die Spinalanalgesie ist ein gutes Verfahren insbesondere in späten oder überraschenden Momenten der vaginalen Entbindung, die eine schnelle und suffiziente Analgesie erfordern. Hier können die Vorteile der Spinalanästhesie gegenüber dem Goldstandard, der Katheter-Epiduralanalgesie, gezielt genutzt werden.

  • Die Spinalanalgesie zeichnet sich durch einen schnellen Wirkeintritt, eine profunde Blockade und eine einfache technische Durchführbarkeit aus. Sie ist – wie auch andere neuroaxiale Verfahren – bei Schwangeren vergleichsweise komplikationsarm.

  • Das methodenbedingte Auftreten fetaler Bradykardien und maternaler Hypotensionen nach Spinalanalgesie, die meist selbstlimitierend und nicht klinisch relevant sind, erfordert eine sorgfältige Überwachung. Dies sollte Hebammen, Geburtshelfern und Anästhesisten bekannt sein.

  • Es besteht keine Möglichkeit der Repetition ohne Neupunktion, sodass die begrenzte Wirkdauer ein wesentlicher Nachteil werden kann.

  • Die applizierten Medikamente gleichen denen bei der kombinierten Spinal- und Epiduralanalgesie und die Dosierungen können an lokale Gegebenheiten angepasst werden. In Zukunft könnten länger wirksame Substanzen die Hauptlimitation (zeitlich begrenzte Wirkung) der Spinalanalgesie überwinden und geeignete Adjuvanzien das Verfahrens noch attraktiver machen.



Publication History

Article published online:
16 March 2021

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