Der Klinikarzt 2019; 48(12): 520
DOI: 10.1055/a-1071-6370
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schilddrüsenerkrankungen

Matthias Schott
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. Januar 2020 (online)

In der aktuellen Ausgabe des klinikarzt beschäftigen sich die Autoren mit den verschiedenen Aspekten von Schilddrüsenerkrankungen. Die Autoren widmen sich folgnden Schwerpunktthemen: Schilddrüsenfunktionsstörungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen während der Schwangerschaft, Abklärung von Schilddrüsenknoten und der Behandlung von Schilddrüsenkarzinomen.

In dem Übersichtsbeitrag von Herrn PD Dr. Feldkamp vom Klinikum Bielefeld werden die verschiedenen Schilddrüsenfunktionsstörungen in einem Übersichtsartikel dargestellt. Die häufigsten Ursachen für eine Hyperthyreose in Deutschland bzw. Mitteleuropa sind die Schilddrüsenautonomien gefolgt von den autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen. Hierbei steht der Morbus Basedow im Vordergrund, der gekennzeichnet ist durch das Auftreten von stimulierenden TSH-Rezeptor-Antikörpern, die zur Hyperthyreose führen. Auch eine Hashimoto-Thyreoiditis kann in der Initialphase mit einer Überfunktion der Schilddrüse einhergehen (im Sinne einer Ausschüttungshyperthyreose). Weitere Ursachen stellen die kontrastmittelinduzierten Hyperthyreosen bzw. die iatrogenen Hyperthyreosen dar. Bei letztgenannter steht die Amiodaron-induzierte Hyperthyreose und die Hyperthyreose bedingt durch Immuncheckpoint-Inhibitoren im Vordergrund. Demgegenüber steht der Hypothyreose, die im Regelfall bedingt ist durch einen Autoimmunprozess im Rahmen einer Thyreoiditis.

In einer weiteren Übersichtsarbeit von Frau Prof. Frank-Raue aus Heidelberg werden Schilddrüsenfunktionsstörungen während der Schwangerschaft dargestellt. Während einer Schwangerschaft steigt die Produktion von Thyroxin um etwa 50 %, hierdurch bedingt steigt der Jodbedarf. Im 1. Trimenon ist die meist milde, durch hCG-Stimulation bedingte Schwangerschaftshyperthyreose die häufigste Ursache für eine Überfunktion der Schilddrüse, die meist nicht behandlungsbedürftig ist. Ein bestehender Morbus Basedow bessert sich meistens während der Schwangerschaft. Hierbei ist zu beachten, dass die TSH-Rezeptor-Antikörper in höheren Titern plazentagängig sind. Im Falle einer manifesten Hyperthyreose wird in der Frühschwangerschaft Propylthiouracil eingesetzt. Entsprechend in neuen Amerikanischen Empfehlungen ist eine Umstellung auf Thiamazol/Carbimazol ab dem 2. Trimenon nicht zwingend notwendig. Eine manifeste Hypothyreose der Mutter ist mit Schwangerschaftskomplikationen und Entwicklungsstörungen des Kindes assoziiert. Die Thyroxin-Dosis muss bereits in der Frühschwangerschaft erhöht werden. Die Behandlung mit einem TSH-Ziel zwischen 2,5 und 4 mU/l verbessert weder die Abortrate noch die fetale kognitive Entwicklung. Eine L-Thyroxin-Therapie ist jedoch ab einem TSH-Wert von 4 mU/l indiziert.

In der Übersichtsarbeit aus der Arbeitsgruppe von Prof. Luster aus Marburg wird das diagnostisches Vorgehen bei bestehenden Schilddrüsenknoten beschrieben. Die Prävalenz von Schilddrüsenknoten in Deutschland ist hoch, wobei diese einer breiten Streuung unterliegt (zwischen 1,3 % bei jungen Männern bis 52,4 % bei älteren Frauen; entsprechend der SHIP-Studie). In der Übersichtsarbeit wird das diagnostisches Vorgehen beschrieben, wobei ein Fokus auf der Ultraschalluntersuchung mit Identifikation von Malignitätskriterien liegt. Eine Schilddrüsenszintigrafie mit Technetium-99m ist indiziert zum Ausschluss einer Autonomie. Die Wertigkeit der Technetium-99m-Sestamibi-Szintigrafie wird in dem Übersichtsartikel ebenfalls thematisiert. Im Falle eines bildmorphologisch auffälligen Knotens ist eine Feinnadelaspirationsbiopsie indiziert.

In Übersichtsarbeit von Frau Dr. Allelein und Prof. Schott aus Düsseldorf wird das risikoadaptierte Vorgehen bei Schilddrüsenkarzinomen beschrieben. Hierzu muss festgehalten werden, dass in den neuen Amerikanischen Empfehlungen ein risikoadaptiertes Vorgehen entsprechend der Rezidivwahrscheinlichkeit empfohlen wird und das operative Vorgehen, eine mögliche Radiojodtherapie als auch eine TSH-suppressive Therapie in Abhängigkeit hiervon indiziert ist. All dies wird in dem Übersichtsartikel beschrieben. Der Fokus liegt hierbei auf der Radiojodtherapie und der TSH-suppressiven Therapie. Eine neue S3-Leitlinie für die Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenkarzinomen ist in Zusammenarbeit der 3 Fachgesellschaften, der DGE, der DGN und der CAEK in Arbeit.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der Artikel.

im Dezember 2019,

Prof. Dr. M. Schott