PSYCH up2date 2021; 15(03): 199-214
DOI: 10.1055/a-1020-2960
Organische psychische Störungen

Psychische Gesundheit bei Personen mit intellektuellen Entwicklungsstörungen

Tanja Sappok
,
Bernd Schmidt
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Wenn Menschen mit einer intellektuellen Entwicklungsverzögerung (IE) verhaltensauffällig oder krank werden, fühlen sich Bezugspersonen, Ärzte, Therapeuten und Pflegende oft überfordert. Dann wird häufig der Ruf nach einer „schnellen Lösung“ laut, z. B. nach einem Medikament, das die Problematik verschwinden lässt. Wie kann eine ganzheitliche Diagnostik und Behandlung im Interesse aller Beteiligten gelingen und die ärztliche Tätigkeit bereichern?

Kernaussagen
  • Ein relevanter Teil der Bevölkerung leidet an einer intellektuellen Entwicklungsstörung (gut 1 %, etwa eine Million der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland).

  • Menschen mit einer intellektuellen Entwicklungsstörung werden häufiger körperlich und psychisch krank und sterben im Durchschnitt 20 Jahre früher.

  • Die medizinische Behandlung von Personen mit intellektueller Beeinträchtigung kann gelingen. Dabei sollten die Regeln der Leichten Sprache beachtet und die wesentlichen Bezugspersonen mit einbezogen werden.

  • Eine körperliche Erkrankung muss als Ursache von Verhaltensauffälligkeiten immer ausgeschlossen werden. Hierbei ist insbesondere an Erkrankungen zu denken, die zu Schmerzen oder anderen Störungen des Befindens führen, z. B. Schwindel oder Übelkeit.

  • Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell ist um den emotionalen Entwicklungsansatz zu erweitern.

  • Psychopharmaka sind leitliniengerecht und besonders sorgfältig einzusetzen, da die Vulnerabilität für Nebenwirkungen erhöht ist.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. Mai 2021

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