Erfahrungsheilkunde 2019; 68(04): 233-234
DOI: 10.1055/a-0985-7104
Hufeland aktuell
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Es wird Zeit, dass wir in den ärztlichen Gremien sichtbar und wirksam werden

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Publication Date:
16 August 2019 (online)

Komplementärmedizinische Verfahren haben in den institutionalisierten Strukturen der Ärzteschaft und in den konventionellen ärztlichen Fachgesellschaften wenig Rückhalt.

Angesichts der Tatsache, dass jede dritte Ärztin bzw. Arzt in der Praxis ein oder mehrere komplementärmedizinische Therapien nutzt, ist es eigentlich verwunderlich, dass unsere Themen nicht präsenter sind. Dazu hat jede zehnte Ärztin bzw. Arzt mindestens eine Zusatzbezeichnung für Akupunktur, Homöopathie oder Naturheilverfahren. Diese haben meist eine Facharztbezeichnung und sind daher vermutlich außer in den jeweiligen Ärztekammern auch in diversen Fachgesellschaften organisiert.

Aber gerade aus den schulmedizinisch orientierten Fachgesellschaften kommen immer wieder kritische Kommentare. So hat sich die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die für die Erstellung der medizinischen Leitlinien ganz überwiegend zuständig ist, bis vor Kurzem mit allen Mitteln dagegen gewehrt, die Deutsche Gesellschaft für Naturheilkunde aufzunehmen. Das heißt, ein Teil der Ärzteschaft grenzt eine andere Gruppe mit allem Nachdruck aus.

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Die Komplementärmedizin hat das Stadium „Wer heilt hat Recht“ längst hinter sich gelassen. Zahlreiche Studien belegen inzwischen ihr Potenzial, u. a. bei vielen chronischen Krankheiten. (Foto: bit24/Adobe Stock)

In den Ärztekammern sieht es nicht anders aus. Obwohl sie die Standesvertretung für alle Ärztinnen und Ärzte sein sollte, werden die komplementärmedizinisch tätigen Medizinerinnen und Mediziner als „die Anderen“ gesehen und deren Anliegen nicht vertreten. Dies trifft in gleicher Weise auf die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zu. Alle Gremien sind schulmedizinisch besetzt. Es gibt vor allem erstaunlich wenig konkretes Wissen über die Komplementärmedizin – Vorurteile beherrschen die Köpfe.

So manche Funktionsträgerinnen und Funktionsträger in Kammern und KVen sind komplementärmedizinisch tätig. Aber selten sprechen sie darüber. Die wenigen Ärztinnen und Ärzte, die sich innerhalb dieser Strukturen als Fürsprecherinnen und Fürsprecher der Komplementärmedizin engagieren, haben einen schweren Stand.

Diese Situation bedeutet, dass wir eine wenig wirkungsvolle Interessenvertretung in den Gremien der Standesvertretungen haben. Was kann, was muss also getan werden? Darüber haben sich Mitgliederinnen und Mitglieder der Hufelandgesellschaft bei der diesjährigen Mitgliederversammlung Gedanken gemacht.