Der Klinikarzt 2019; 48(08/09): 327
DOI: 10.1055/a-0973-4909
Zum Thema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Autoimmunerkrankungen

Bernhard Hellmich
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 September 2019 (online)

Durch Fortschritte in der Frühdiagnose und die Entwicklung an der Pathogenese orientierter hochpotenter Therapieverfahren wie den Biologika hat sich die Prognose und das Langzeitoutcome vieler Autoimmunerkrankungen in den vergangenen 2 Jahrzehnten erheblich verbessert. Eine Notwendigkeit zur Behandlung im Krankenhaus hat sich dadurch für etliche Autoimmunerkrankungen zunächst reduziert. Andererseits präsentieren sich insbesondere systemische Autoimmunerkrankungen häufig mit einem auf den ersten Blick uncharakteristischen Bild einer schweren Entzündung, die einer raschen interdisziplinären Diagnostik bedarf, was dann zur stationären Aufnahme führt. Eine syndromale entzündliche Erkrankung, die nicht auf eine Antibiotikatherapie anspricht, sollte daher Anlass geben eine Autoimmunerkrankung differenzialdiagnostisch in Erwägung zu ziehen. Eine Kombination nicht immer spezifischer klinischer Merkmale mit Labortests und Befunden aus der bildgebenden und histopathologischen Diagnostik führt dann zur Diagnose. Die Seltenheit vieler Autoimmunerkrankungen erfordert eine umfassende Erfahrung des Behandlers mit diesen Erkrankungen, um z. B. eine echte Aktivität der Autoimmunerkrankung von opportunistischen Infektionen unter immunsuppressiver Therapie oder anderen Therapienebenwirkungen trennen und diese dann auch entsprechend behandeln zu können. Zudem sollten die erforderlichen diagnostischen und therapeutischen Methoden in einem interdisziplinären Netzwerk zeitnah rasch zur Verfügung stehen, da eine diagnostische und therapeutische Verzögerung zu potenziell irreversiblen Organschäden führen kann. Da eine solches Netzwerk in den wenigsten allgemeinen Krankenhäusern zur Verfügung steht, fordern aktuelle nationale und internationale Leitlinien zu schweren Autoimmunerkrankungen, wie den Vaskulitiden, daher eine rasche Vorstellung potenziell betroffener Patienten in einem auf die jeweilige Erkrankung spezialisierten Zentrum [1]–[3].

Das vorliegende Heft zum Themenschwerpunkt „Autoimmunerkrankungen“ soll einen Überblick über aktuelle und für die stationäre Versorgung relevante Aspekte zur Diagnose und Therapie von Patienten mit Autoimmunerkrankungen geben. J. Mahrhold und E. Csernok berichten über den aktuellen Stand in der Labor- bzw. Autoantikörperdiagnostik. C. Löffler gibt einen Überblick über die in den letzten Jahren erzielten erheblichen Fortschritte in der Sonografie bei entzündlichen Gelenkerkrankungen, Kollagenosen und Vaskulitiden. T. Xenitidis und J. Henes beschreiben die unter den neuen Checkpoint-Inhibitoren zu beobachtenden Autoimmunphänomene, welche unter diesen Therapien nicht selten auftreten und von anderen „klassischen“ Autoimmunerkrankungen unterschieden werden müssen. P. Lehrmann und Kollegen informieren über die besonderen Aspekte der Versorgung von Patienten mit entzündlich-rheumatischen Systemerkrankungen auf der Intensivstation. Zwei weitere Beiträge thematisieren Rescue-Therapieverfahren, die für die Therapie ausgewählter schwerst betroffener Patienten mit therapierefraktären Autoimmunerkrankungen zur Verfügung stehen. S. Heibel und K. de Groot berichten über den aktuellen Stellenwert von Aphareseverfahren. J. Henes und Kollegen geben einen Überblick über die Möglichkeiten der Stammzelltransplantation bei schweren Autoimmunerkrankungen.

Auch wenn die meisten Themen nicht im täglichen Fokus der meisten Leser stehen dürften, wünsche ich dennoch eine informative Lektüre der durchweg hochaktuellen und sehr informativen Beiträge. Den Autoren sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt!

 
  • Literatur

  • 1 Hellmich B, Agueda A, Monti S. et al 2018 Update of the EULAR recommendations for the management of large vessel vasculitis. Ann Rheum Dis 2019 doi: 10.1136/annrheumdis-2019-215672. [Epub ahead of print]
  • 2 Schirmer JH, Aries PM, De Groot K. et al S1-Leitlinie zur Diagnose und Therapie der ANCA-assoziierten Vaskulitiden. Z Rheumatol 2017; 76: 77-104
  • 3 Yates M, Watts RA, Bajema IM. et al EULAR/ERA-EDTA recommendations for the management of ANCA-associated vasculitis. Ann Rheum Dis 2016; 75: 1583-1594