CNE Pflegemanagement 2019; 06(04): 18
DOI: 10.1055/a-0960-3022
Interview
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Pflege braucht ein visionäres Management.“

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Publication Date:
06 August 2019 (online)

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(Foto: Privat)

Der 3. Platz beim Pflegemanagement-Award für Nachwuchs-Führungskräfte ging in diesem Jahr an Simon Jäger, stellv. Pflegedirektor am Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer. Erfahren Sie mehr über den engagierten Jungmanager.

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum 3. Platz! Was hat sich seither für Sie verändert?

Jede Menge. Ich wurde zum Beispiel sehr herzlich in den Bundesverband Pflegenachwuchsmanagement aufgenommen, durfte viele Leute kennenlernen und mein Netzwerk erweitern. Seither werde ich immer wieder kontaktiert, um mein Projekt vorzustellen oder um eine Einschätzung außerhalb meines Krankenhauses zu bestimmten Themen zu geben.

Sie wurden für das Projekt „Lernstation“ ausgezeichnet. Worum geht es da genau?

Das Projekt Lernstation ist eine totale Veränderung der pflegepraktischen Ausbildung. Auf zwei interdisziplinären Stationen wurden Rahmenbedingungen geschaffen, die neue Handlungsspielräume für Praxisanleitung ermöglichen. Dabei absolvieren ganze Pflegeklassen für insgesamt 24 Wochen in drei Jahren Ausbildung ihren Einsatz auf der Lernstation. Dort erwarten sie nicht nur eine tägliche 1:1-Anleitung von Praxisanleitern oder geschulten Mitarbeitern für eine kleine Gruppe von Patienten, sondern auch ein Logbuch für die Nachhaltung der geleisteten Praxisanleitung, ein Schülerarbeitsraum, Gruppenreflexionseinheiten und sogar eine Notenkonferenz des praktischen Einsatzes. Als Besonderheit ist die Vollzeitstelle der Pflegepädagogin zu erwähnen, die in der Praxis angestellt ist und unter anderem die Pflegeschüler wie auch die Mitarbeiter schult. Davon profitieren nicht nur unsere Schüler, sondern auch das gesamte Krankenhaus.

Im Pressetext des Bundesverbandes Pflegemanagement hieß es: „Simon Jäger punktete mit seiner natürlichen Autorität, sowie dem Vertrauen von Mitarbeitern und Vorgesetzten.“ Finden Sie die Aussage für sich treffend und wie gelingt Ihnen dieser Spagat?

Ich glaube, eine natürliche Autorität war Voraussetzung für die Stelle als stellvertretender Pflegedirektor. Meine Chefin, Frau Schneider, ist eine erfahrene und geschätzte Pflegedirektorin, die eine innovative und moderne Führungskultur etabliert hat. An dieser Stelle konnte ich gut anknüpfen. Aus meiner Sicht muss es immer zuerst einen Vertrauensvorschuss geben, egal von welcher Seite. Dann können Potenziale entstehen. Zumindest sehe ich das so und vielleicht fühlt es sich deshalb auch gar nicht wie ein Spagat an.

Sie sind erst 29 Jahre und haben schon viel erreicht. Wo möchten Sie beruflich noch hin?

Ich habe direkt nach dem Abitur Pflege dual zur Ausbildung studiert, nach dem Examen auf einer geriatrischen Station gearbeitet und noch während des Bachelorstudienganges in die Pflegedirektion gewechselt. Zurzeit studiere ich den Masterstudiengang Pflegemanagement an der KatHO Köln. Erreichen möchte ich möglichst große Weitsicht und ein großes Netzwerk in der Branche. Was das für meine Karriere bedeutet, weiß ich noch nicht. Die ist noch jung.

Wollten Sie schon immer in den Pflegeberuf?

Ehrlich gesagt war das Zufall. Als ich vor sieben Jahren mit der Pflegeausbildung begonnen habe, hatte ich noch keine Vorstellungen, was die Pflege bietet. Schnell war allerdings klar, dass ich mich dafür begeistern konnte. Heute wollte ich in keiner anderen Branche arbeiten.

Was motiviert Sie in Ihrer täglichen Arbeit?

Pflege braucht ein visionäres Management. Ich bemühe mich, die Pflege weiterzuentwickeln, auch wenn es unkonventionelle Wege sind. Letztendlich geht es darum, einen wertvollen Beitrag zu leisten.

Was braucht denn eine junge Führungskraft von heute im Pflegemanagement?

Das Pflegemanagement braucht generell Innovation, Selbstbewusstsein, Know-how, anwendbare Theorien und den Mut, Dinge zu verändern. Man benötigt Unterstützer und Mitstreiter, ein breites Netzwerk, aber auch einen guten Umgang mit Zahlen und Statistiken, um stichhaltig argumentieren zu können.

Wo finden Sie Ihren Ausgleich zum stressigen Alltag?

Ich habe eine kleine, aber großartige Familie, viele Hobbys und eine schöne Wohnung in einer liebenswerten Stadt mit hohem Freizeitwert. Ansonsten liebe ich den Altrhein hier in Speyer und reise gerne. Letzteres ist im Zuge der Personalakquise im Ausland auch möglich.

Das Interview führte Simone Schwarz.