Dialyse aktuell 2019; 23(07): 283
DOI: 10.1055/a-0902-6979
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

An den Grundlagen arbeiten

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Publication Date:
19 September 2019 (online)

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Nicht nur von den Philippinen sollen vermehrt Pflegekräfte nach Deutschland kommen, auch der Kosovo soll als Quelle für den Ausgleich des bei uns vorherrschenden Mangels an Pflegepersonal angezapft werden. So haben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und sein kosovarischer Amtskollege Uran Ismajli im Juli eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet: Beide Länder wollen in der Ausbildung und Anerkennung von Pflegefachkräften zusammenarbeiten.

Dies ist auch dringend notwendig, denn wie es der Alltag in Klinik und Praxis sowie Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für das zweite Quartal 2019 zeigen, geht es derzeit nicht mit den verfügbaren Fachkräften: Offene Stellen gibt es neben dem Gastgewerbe v. a. im Gesundheitssektor. Selbstverständlich sind eine Qualifizierung von vorhandenen Pflegehelfern und die Rückgewinnung von Menschen, die aus dem Pflegeberuf ausgestiegen sind, weitere wichtige Parallelmaßnahmen. Und natürlich muss Pflege besser entlohnt werden: So fordert bspw. die Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein mittelfristig einen Mindest-Brutto-Lohn von 4000 Euro für Pflegefachkräfte. Damit könnte man sicher auch mehr junge Menschen, die vor der Berufswahl stehen, für einen Pflegeberuf begeistern. Es gilt also, weiter an den Grundlagen zu arbeiten, um das Ziel zu erreichen, eine adäquate Versorgung der Patienten gewährleisten zu können. Erste Schritte sind innerhalb der Konzertierten Aktion Pflege (KAP) zum Glück schon initiiert.

Auch bei den Ärzten verschärft sich die Lage: So stieg das Durchschnittsalter in den letzten Jahren kontinuierlich an. Mit der Überalterung droht ein Ärztemangel, wenn die Babyboomer-Generation vermehrt in den wohlverdienten Ruhestand geht. Umso wichtiger ist eine attraktive und breite Ausbildung im Medizinstudium, um Menschen für den Arztberuf zu begeistern und auf die Zukunft vorzubereiten. Hier sieht allerdings die Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) Nachholbedarf. So werden digitale Themen im Studium noch fast gar nicht vermittelt. Dabei ist digitale Kompetenz sehr wichtig: Wie Lisa Schmitz und Jeremy Schmidt von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V. (bvmd) beim Medizinischen Fakultätentag in Tübingen laut „Ärzte Zeitung“ bemerkten, sei Digitalisierung kein Trend, sondern sie wird den Arztberuf und das Medizinstudium grundlegend verändern. Die Integration der Digitalisierung als Lerninhalt müsse so unterschiedliche Aspekte wie Grundlagen der Künstlichen Intelligenz (KI), Versorgungsfragen rund um die elektronische Patientenakte und digitale Assistenzprogramme oder Ethik und Recht umfassen, berichtete die „Ärzte Zeitung“ vom Medizinischen Fakultätentag. Das ist sicherlich dringend notwendig, erfordert aber einen grundlegenden Umbau der Lehrpläne und eine entsprechende Qualifikation der Lehrenden. Daher sollte man dies besser früher als später angehen.

Zum grundlegenden Wissen gehören bei Nephrologen und Pflegekräften, die in Dialysezentren tätig sind, auch mögliche Elektrolytstörungen der Patienten. Die Niere ist bekanntermaßen ein zentrales Organ, was die Regelmechanismen rund um den Elektrolythaushalt angeht. Umso wichtiger ist es, sich die Grundlagen und Details rund um diese Thematik ab und an in Erinnerung zu rufen. Damit Sie sich auf diesem Gebiet zu dem aktuellen Stand des Wissens informieren können, haben wir diese Ausgabe der „Dialyse aktuell“ dem Schwerpunkt „Elektrolytstörungen“ gewidmet. Zudem finden Sie im vorliegenden Heft sowie im beigelegten „Kompendium Nephrologie 2019“ weitere sehr interessante Beiträge rund um die Themen Nephrologie, Dialyse, Transplantation und Pflege. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre!