Kardiologie up2date 2021; 17(02): 135-152
DOI: 10.1055/a-0897-2742
Koronare Herzkrankheit (KHK)

Lipidsenkung jenseits des LDL-Cholesterins

Julius L. Katzmann
,
Ulrich Laufs

Ein wichtiger Fokus der kardiovaskulären Prävention liegt auf der Senkung des LDL-Cholesterins. Für andere Formen der Dyslipidämie, wie eine Erhöhung der Triglyzeride oder des Lipoprotein(a), fehlten in der Vergangenheit Therapiemaßnahmen mit erwiesenem kardiovaskulärem Nutzen. Neue Ansätze könnten diese Lücke füllen und zukünftig eine personalisierte Lipidtherapie ermöglichen. Hierbei rücken zunehmend Kombinationstherapien in den Vordergrund.

Kernaussagen
  • Erhöhungen der Triglyzeride oder des Lipoprotein(a) sind häufige Formen der Dyslipidämie, für die in der Vergangenheit spezifische Behandlungsmöglichkeiten fehlten.

  • Erhöhte Triglyzeride sind meist Folge eines ungesunden Lebensstils auf dem Boden einer genetischen Prädisposition. Mögliche sekundäre Ursachen sollten ausgeschlossen werden.

  • Erhöhte Triglyzeride gehen mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher, sehr hohe Konzentrationen können eine Pankreatitis auslösen.

  • Therapeutisch stehen bei Hypertriglyzeridämie Maßnahmen des gesunden Lebensstils im Vordergrund: Gewichtsreduktion, körperliche Aktivität, Alkoholverzicht, Vermeidung schnell verdaulicher Kohlenhydrate.

  • Die medikamentöse Therapie der Hypertriglyzeridämie umfasst Statine zur Senkung des globalen kardiovaskulären Risikos. Eine spezifische Triglyzeridsenkung ist mit Fibraten und Omega-3-Fettsäuren möglich, wobei Studienevidenz zum kardiovaskulären Nutzen einzig für die spezielle Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (2 × 2 g/d) besteht.

  • Lipoprotein(a) ist ein vorrangig genetisch bedingter unabhängiger Risikofaktor für Herzinfarkt, Schlaganfall, periphere arterielle Verschlusskrankheit und kalzifizierende Aortenklappenstenose.

  • Lipoprotein(a) sollte einmal im Leben und insbesondere bei positiver Familiengeschichte für frühzeitige atherosklerotische Erkrankungen bestimmt werden.

  • Derzeit sind keine Medikamente zur spezifischen Lipoprotein(a)-Senkung zugelassen. Zur Reduktion des kardiovaskulären Globalrisikos kommen Statine zum Einsatz.

  • Eine Lipoproteinapherese bei isolierter Lipoprotein(a)-Erhöhung ist einzig in Deutschland zugelassen. Neuartige Wirkstoffe auf Basis der RNA-Interferenz können Lipoprotein(a) bis zu 80% senken und werden aktuell in einer großen kardiovaskulären Endpunktstudie untersucht.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. Juni 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany