Endo-Praxis 2019; 35(03): 114-115
DOI: 10.1055/a-0888-9831
10 Fragen an …
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„Laissez faire“ und robotische Endoskope – Wünsche für den Klinikalltag

10 Fragen an … Priv.-Doz. Dr. Mark Ellrichmann, MHM
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Publication Date:
09 August 2019 (online)

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1. Was hat Sie in die Endoskopie geführt?

Zu Studienzeiten wollte ich immer Chirurg werden. Erst das Praktische Jahr hat dann meine Begeisterung für die Innere Medizin geweckt. Allerdings hatte ich jeher Ambitionen praktisch/manuell tätig zu sein, sodass die Gastroenterologie mit dem Schwerpunkt der Endoskopie eine sehr gute Kombinationen aus internistisch, detektivischer Differenzialdiagnostik und praktisch endoskopischer Tätigkeit war. Darüber hinaus hat mich die Möglichkeit der immer komplexeren endoskopischen Interventionen weit über die reine Diagnostik hinaus gereizt und dadurch zurück in Richtung der Chirurgie gebracht.

2. Wer oder was hat Sie in Ihrer Berufslaufbahn am meisten beeinflusst?

Als Kind des Ruhrgebietes, in dem ich aufgewachsen bin, studiert und praktiziert habe, kam für mich ein Punkt, an dem ich einen beruflichen Wechsel für erforderlich hielt. Obwohl ich mich in meiner bisherigen Klinik sehr wohl fühlte, wollte ich mal eine andere Sichtweise der Medizin kennenlernen. Zufällig gab es zu diesem Zeitpunkt ein Stellenangebot in der Interdisziplinären Endoskopie am Universitätsklinikum Kiel unter der damaligen Leitung von Fr. Prof. Fritscher-Ravens. Durch sie wurde ich gefördert und gefordert, was sicher meine Berufslaufbahn vielschichtig beeinflusst hat.

3. Wie beginnen Sie Ihren Arbeitstag … und wie beenden Sie ihn?

Ich beginne den Arbeitstag mit einer Tasse Kaffee und der Durchsicht der Nachmeldungen für den Tag (sehr zum Leidwesen der Assistenz der Abteilung, da diese erste Kaffeetasse immer rumsteht). Anschließend werden mit der Koordination die komplexen Interventionen des Tages besprochen und koordiniert. Wenn es gut läuft, beende ich den Arbeitstag mit der Durchsicht der E-Mails in meinem Büro, meist allerdings mit den letzten Notfallinterventionen des Tages.

4. Was kann Sie bei der Arbeit so richtig auf die Palme bringen?

Im Arbeitsalltag bin ich sehr auf strukturierte, reibungslose Prozesse bedacht, die eine optimale Nutzung der Infrastruktur erfordern. Wenn diese Prozesse ins Stocken geraten und dadurch Wartezeiten für Patienten und Personal entstehen, kann ich schon mal „temperamentvoll“ reagieren.

5. Welches Gerät müsste man einmal erfinden?

Das robotische Endoskop müsste erfunden werden. Dieses sollte selbstständig den Weg durch den Gastrointestinaltrakt finden. Auffällige Strukturen sollten durch den Roboter online gemeldet und dann durch medizinisches Fachpersonal beurteilt und direkt interveniert werden können. Ich denke aber, dass die Realität von diesem Wunsch nicht mehr sehr weit entfernt ist.

6. Mit wem würden Sie gerne einen Tag den Arbeitsplatz tauschen?

Gern würde ich mit Obelix den Arbeitsplatz tauschen. Obelix entwirft akribisch das Design des nächsten Hinkelsteins, meißelt diesen aus dem Fels und gönnt sich in der Sonne Galliens zur Mittagszeit ein gegrilltes Wildschwein … laissez faire! Und man kann sich sicher sein, dass es am Ende ein Fest gibt.

7. Was war der mutigste Moment in Ihrem Leben?

Die mutigsten Momente in meinem Leben waren die Geburten meiner beiden Töchter. Die Kontrolle über medizinische „Vorgänge“ aus der Hand zu geben und sich ganz auf die Mechanismen der Natur zu verlassen, ist mir wirklich schwergefallen.

8. Mit welcher Person der Weltgeschichte würden Sie gerne einen Kaffee trinken gehen?

Gern würde ich mit Nelson Mandela einen Kaffee trinken. Seine Vision der Gerechtigkeit entgegen der damals herrschenden Realität ist beispielhaft. Über Charisma und friedliches Verhandlungsgeschick gelang es ihm, ein Land zu verändern und die Welt zu prägen. Solche Visionen, natürlich nicht unbedingt von diesen politischen Dimensionen, sollte sich jeder in der heutigen Zeit bewahren und für diese Ziele und Visionen einstehen.

9. Welche Gabe würden Sie gerne besitzen?

Ich hätte gern mehr Geduld im Alltag. Mit den Einstellungen „laissez faire“ (siehe Frage 6) und „enjoy your day“ durch den Tag zu gehen, ließe in manchen Situationen den Klinikalltag entspannen.

10. Welchen Wunsch möchten Sie sich in Zukunft erfüllen?

Gern würde ich das Gefühl haben, „angekommen“ zu sein. Dies ist mir privat mit meiner Familie hervorragend gelungen. Der Wunsch des „beruflichen“ Ankommens ist noch nicht erfüllt.

Die Fragen stellte Ute Pfeifer.

Zur Person
  • Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin, Rettungsmedizin

  • Master of Hospital Management (MaHM)

  • Ärztlicher Leiter der Abteilung für Interdisziplinäre Endoskopie

  • Oberarzt einer allgemeininternistischen Station mit Schwerpunkt Gastroenterologie/Pneumologie und der Internistischen Intensivstation

  • Qualitätsmanagementbeauftragter des Viszeralonkologischen Zentrums (Darmkrebs- und Pankreaskarzinomzentrum, Leberkrebszentrum, Schwerpunkt S1) zertifiziert gemäß Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft und TÜV ISO9001

  • Mitglied der Transplantationskonferenz („Mehraugenprinzip“) verantwortlich für den Bereich Gastroenterologie/Hepatologie

  • Transfusionsbeauftragter, Arbeitssicherheitsbeauftragter, Brandschutzbeauftragter, Mediziniproduktebeauftragter der Klinik für Innere Medizin 1