Von Punk und Ethik

Ich sehe mir gerade einen Dokumentarfilm über Jan „Monchi“ Gorkow an, Frontmann der Punk-Band „Feine Sahne Fischfilet“ ( [ABB.] ). In seiner Jugend Fußballhooligan, heute engagierter Antifaschist. Der Band wird vorgeworfen, in ihren Liedtexten Gewalt zu verherrlichen – ethisch und moralisch also fragwürdig. Zur Landtagswahl 2016 tingelten die Musiker jedoch gegen den Rechtsdruck über die Dörfer von Mecklenburg-Vorpommern. Sie sehen sich in der Verantwortung, aktiv zu werden, zu konfrontieren und aufmerksam zu machen.

Was hat das mit uns als Ergotherapeuten zu tun? Ethische Themen begegnen uns ständig: in der Musik, im Sport, in den Nachrichten, in der Wissenschaft und in der Politik. Je mehr wir persönlich betroffen sind, umso mehr fühlen wir uns angesprochen. Ansonsten neigen wir gerne zu „nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“. Wie deutlich muss man sich positionieren und auf ethische Dilemmata aufmerksam machen?

„Jeder Ergotherapeut ist zu ethischem Handeln verpflichtet.“

Der Ethik-Kodex des DVE und auch des WFOT sagen: Jeder Ergotherapeut ist zu ethischem Handeln verpflichtet. Zum Beispiel in seinem Verhalten gegenüber den Empfängern der Dienstleistung Ergotherapie, indem er sich durch lebenslanges Lernen weiterbildet und seine Behandlung auf Evidenz stützt. Er fördert den Beruf, vertritt seinen Berufsstand und stellt eine gute Ausbildung sicher. Entsprechend sind wir alle dazu aufgefordert, in unserem Rahmen Stellung zu beziehen. Aber tun wir das wirklich?

Ich nehme mir vor, mein ethisches Reasoning künftig lauter zu reflektieren und preiszugeben sowie anderen häufiger einen Spiegel vorzuhalten. Damit der ethische Kompass unseres Berufes noch länger in die richtige Richtung zeigt. Und ich fordere, dass dies jeder Ergotherapeut tut, für sich persönlich und für unseren Beruf.

Abb.: © Neue Visionen Filmverleih [rerif]

Nicole Kaldewei