CC BY-NC-ND 4.0 · Gesundheitswesen 2019; 81(12): 972-976
DOI: 10.1055/a-0881-9499
Kurzmitteilung
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Kinderrechte im Gesundheitswesen – die Sicht der Kinder- und Jugendanwaltschaften und der Patientenanwaltschaften in Österreich

Children’s Rights in Health Care: The Views of Ombudsman Offices for Children and Youth and Patient Advocacies in Austria
Lilly Damm
1   Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
Stefan Riedl
2   Abteilung für Pädiatrische Pulmologie, Allergologie und Endokrinologie, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
Hans-Peter Hutter
1   Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
Michael Kundi
1   Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
Helmut Sax
3   Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte, Wien, Austria
,
Lisbeth Weitensfelder
1   Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
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Publication Date:
21 May 2019 (online)

Zusammenfassung

Ziel dieser Umfrage war es, eine grobe Einschätzung von Zahl und Art von gemeldeten Verletzungen von Kinderrechten innerhalb der Gesundheitsversorgung sowie eine Einschätzung der Problematik durch die zuständigen Einrichtungen zu erhalten.

Methodik Schriftliche Umfrage bei den Kinder- und Jugendanwaltschaften (KIJAs) und Patientenanwaltschaften (PAs) aller 9 Bundesländer Österreichs mit der Fragestellung nach Zahl und Art von möglichen Kinderrechtsverletzungen und ihrer Bedeutung.

Ergebnisse Beide Anwaltschaften werden nur selten mit den erfragten Belangen konfrontiert. KIJAs haben ein deutlich höheres Problembewusstsein in Bezug auf Kinderrechte, obgleich Gesundheitsagenden gesetzlich bei der PA verankert sind. Diese berichten jedoch seltener von einlangenden Beschwerden in Hinblick auf mögliche Kinderrechtsverletzungen. Eine systematische Zusammenarbeit dieser beiden Einrichtungen scheint nicht vorzuliegen. Kinderrechtlich problematische Bereiche werden insbesondere bezüglich Teilhaberechten und medizinischen Versorgungsdefiziten berichtet.

Schlussfolgerung Ausgehend von den geringen Beschwerdezahlen und der vorliegenden Literatur scheint es ein unzureichendes Bewusstsein über bestehende Unterstützungs- und Beschwerdeangebote bei Kinderrechtsverletzungen in der Bevölkerung zu geben. Verbesserungspotenzial gibt es in der intensiveren Zusammenarbeit der zuständigen Einrichtungen, der Behebung von Versorgungsmängeln, in der Verbesserung der Kommunikation sowie in Bezug auf Aus- und Fortbildung von Gesundheits-Personal.

Abstract

Aim The aim of the survey was to obtain a rough estimate of the number and type of reported violations of children’s rights in the health care system, as well as an expert evaluation of the problem by the responsible institutions.

Methods A written survey of all Austrian Ombudsman offices for Children and Youth (OCYs) and Patient Advocacy offices (PAs) asked for the number and type of potential violations of children’s rights and their significance.

Results Both institutions are consulted very rarely regarding children’s rights in health care. OCYs report a higher awareness about children’s rights, even though health care issues are legally incorporated in the PA offices. PAs report incoming complaints regarding children's health care even less often. Cooperation between the 2 institutions is insufficient. Participation rights/consent issues and health care service deficiencies have been identified as the main children’s rights problems.

Conclusions The low number of reported complaints as well the available literature indicates an insufficient awareness of supporting services and institutions for children’s rights in health care in Austria. There is room for improvement in this area with more intensive cooperation between the responsible institutions, remediation of deficiencies in care, improved communication, and training and further education of personnel.