Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2019; 47(03): 141
DOI: 10.1055/a-0866-6630
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen, liebe Leser, …

Johannes Lorenz Khol
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Publikationsdatum:
18. Juni 2019 (online)

Infektionskrankheiten – ein wichtiges und allgegenwärtiges Thema

Sie begleiten uns auf Schritt und Tritt im Berufsalltag, manchmal auffällig, manchmal ganz leise und selten mit großer Wucht: die Infektionskrankheiten. Sei es in großen Beständen oder in Hobbytierhaltungen – Rinder, Schafe und Ziegen können an einer Vielzahl sehr unterschiedlicher Infektionen leiden. Zählt man zu viral, bakteriell oder mykotisch bedingten Infektionen auch die parasitär bedingten Erkrankungen hinzu, werden es sogar noch einmal mehr. Und trotzdem hat es manchmal den Anschein, dass in der modernen Nutztierhaltung andere Themen den Bereich der Infektionserkrankungen in den Hintergrund drängen. Neben den unbenommen bedeutenden Themenkreisen wie Reproduktion und Stoffwechsel spielen die infektiös bedingten Erkrankungen des Wiederkäuers, abgesehen von großen Seuchenzügen, eine eher untergeordnete Rolle. Eine Ausnahme stellt hier vielleicht der Kälberdurchfall dar, der aber auch eher als Produktionserkrankung denn als Infektionserkrankung wahrgenommen wird. Dieses Schwerpunkheft der „Tierärztlichen Praxis“ widmet sich infektiösen Erkrankungen des Wiederkäuers mit einem breiten Spektrum. Dieses reicht von einer in unseren Breiten bisher eher unbekannten Parasitose über seit langer Zeit aktuell wieder aufgetretene Aborterreger bis hin zu einem „altbekannten“ bakteriellen Erreger, der sich nur schwer bekämpfen lässt.

So geben Christoph Wenzel und Kollegen einen Überblick zu Epidemiologie und Klinik der Paramphistomidose. Diese parasitäre Infektionserkrankung wird mit zunehmender Häufigkeit beobachtet und wird uns in Zukunft sicherlich vermehrt beschäftigen.

Eva Sodoma und Kollegen widmen sich der stets schwierigen Frage, die Erreger infektiöser Aborte ausfindig zu machen. Die Datenauswertung der letzten Jahre birgt dabei einige Überraschungen.

Karsten Donat und Kollegen gehen der Frage nach, wie Geburtsüberwachung und Versorgung der Neugeborenen in Beziehung zum Vorkommen der enzootischen Bronchopneumonie in Milchviehbeständen stehen.

Das letzte Thema ist ein Dauerbrenner in der Tierseuchenbekämpfung, die Paratuberkulose. In diesem Beitrag werden verschiedene regionale Bekämpfungsprogramme in Deutschland und Österreich vorgestellt und verglichen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende, informative Lektüre und möchte Ihnen noch einen Gedanken mitgeben: Wir Tierärztinnen und Tierärzte sind die erste und wahrscheinlich wichtigste Instanz der Tierseuchenbekämpfung. Gelingt es uns, Tierseuchen früh zu erkennen und die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten, können wir deren Ausbreitung verhindern oder einschränken und damit nicht zuletzt einen wesentlichen Beitrag zum Tierschutz leisten!

Johannes Lorenz Khol