intensiv 2019; 27(03): 118-119
DOI: 10.1055/a-0861-1277
Kolumne
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

… wenn man trotzdem lacht

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Publication Date:
07 May 2019 (online)

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(Quelle: Paavo Blåfield)

Wussten Sie, dass es für das Wort Humor keinen Plural gibt? Das ist natürlich ein bisschen eigenartig. Zumal es ja jede Menge verschiedene Arten von Humor gibt. Es gibt den schwarzen Humor, die Ironie, die Satire, den Galgenhumor, den Witz und, und, und.

Ursprünglich wollte ich diese Kolumne ja mit einem Witz beginnen. Dann war es aber wie so oft: Wenn einer her soll, fällt mir keiner ein. Mit den Witzen ist es ja auch so eine Sache. Was ich komisch finde und worüber ich mich ausschütten könnte, finden andere eher lahm. Obwohl ja „Humor“ in einschlägigen Werken – also bei Wikipedia oder im Duden – beschrieben wird als „Fähigkeit, Gabe eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen, sie nicht so tragisch zu nehmen und über sie und sich lachen zu können“. So weit, so gut. Jedenfalls kommt das Wort „Humor“, wie sollte es auch anders sein, aus dem Lateinischen und bedeutet Feuchtigkeit, Flüssigkeit oder Saft. Da bekommt die Feststellung „Tränen zu lachen“ gleich eine neue Bedeutung!

Ich persönlich mag ja am liebsten den trockenen Humor und bin selbst für meine Ironie bekannt. Ob diese immer so wie von mir gemeint beim Gegenüber ankommt, ist oft fraglich, und es bedarf schon einer längeren Zeit und einer gewissen Vertrautheit, um mit meinem Humor zurechtzukommen. Nicht selten musste ich mich schon erklären oder gar entschuldigen, weil sich mein Gegenüber auf den Schlips getreten fühlte. Dabei fand ich mich total witzig.

Andererseits staune ich nicht selten, worüber sich andere schlapp lachen können. Da gibt es ja im Fernsehen die merkwürdigsten Sendungen, in denen ein Videoclip nach dem anderen die dümmsten Pannen im Urlaub, im Straßenverkehr, im Haushalt oder wo auch immer zeigt. Ich kann darüber einfach nicht lachen und mich auch nicht erinnern, jemals eine solche Sendung durchgestanden zu haben. Dafür kann ich über Monty-Python-Filme immer wieder lachen. Sehr schräger, britischer Humor. Ich konnte mich auch immer sehr über die Fernsehserie „Dr. House“ amüsieren. Oder auch über Donald Trump. Gut, dabei bleibt mir das Lachen meist im Halse stecken, und damit gehört das wohl eher in die Kategorie traurige Realsatire. Herr Trump ist ja auch keine witzige Figur, sondern eher eine Witzfigur (Achtung: Wortwitz!).

Seit Jahren schon hat auch die Pflege den Humor für sich entdeckt. Ich hatte einige Ausgaben zuvor darüber berichtet, dass eine Kollegin von mir eine Fortbildung (mit Zerti-fikat!) zum Thema „Humor in der Pflege“ besucht hat. Vor zehn oder 15 Jahren war ich noch einigermaßen erstaunt, dass es so etwas überhaupt gibt. Seitdem habe ich viel dazulernen dürfen. Im Internet kann eine Flut von Informationen zu diesem humorigen Thema nachgelesen werden. Es gibt sogenannte Humortheorien, -prozesse und -ausdrucksformen. Da ist dann von den diversen Funktionen zu lesen, die dem Humor nachgesagt werden: Humor ist gut für die Psyche, für das soziale Miteinander und die Kommunikation sowieso.

„Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“

Joachim Ringelnatz (1883–1934), deutscher Schriftsteller

Vor Jahren hat sich auf unserer Station an Weiberfasching ein Patient zur Visite extra eine Krawatte umgebunden, damit wir sie ihm, wie an diesem Tag hier in Bayern üblich, abschneiden konnten. Diese kleine Aktion hat an dem Tag sämtliche dem Humor zugeschriebenen Attribute erfüllt: Wir fanden es alle komisch, und der Tag hat wirklich schön begonnen.

Ein anderes Mal hat ein Patient in unserer Anwesenheit seiner Flatulenz freien Lauf gelassen und konnte sich darüber köstlich amüsieren. Das fand dann aber auch nur der Patient lustig und hat somit allen Theorien widersprochen.

Unlängst war ich wieder einmal auf einer Fortbildung für Führungskräfte, die unter dem unlustigen Motto „Fit für Führung“ angekündigt wurde. Da war – nach meinem Maßstab – die humorvollste Aussage des Coaches „Führung ist ein Dilemma“. Ansonsten war von Humor in jedweder Form weit und breit nichts zu hören. Dabei habe ich nachgelesen, dass auch zu diesem Thema qualifizierte Humorkurse und Humortraining angeboten und Erfolgskonzepte für Humor am Arbeitsplatz durch richtigen Business-Humor angepriesen werden. Die unter anderem mit so schneidigen Slogans wie „Wer lacht, hat Macht“ oder „Lachen und Humor gegen Stress! Well-being!“ beworben werden. Das wäre dann mal etwas für mich. Es gibt sogar in Leipzig ein Institut für Humor und bei mir hier gleich um die Ecke einen Sitz des europäischen Berufsverbands für Humortraining. Bei uns müssen es eben die Klinikclows Dr. Uuups und Dr. Gurki richten.

Unbestritten ist ganz sicher, dass ein gesunder Humor (auch) am Arbeitsplatz nicht zu unterschätzen ist. Jeder von uns hat sicherlich schon bemerkt, dass noch so widrige Situationen mit Humor deutlich entspannter gelöst oder ertragen werden und viel Anspannung nehmen können.

Also, nehmen Sie es mit Humor!

In diesem Sinne Ihre

Heidi Günther

hguenther@schoen-kliniken.de