CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(11): 1208-1215
DOI: 10.1055/a-0859-0826
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Einfluss des maternalen Alters auf ausgewählte geburtshilfliche Parameter

Article in several languages: English | deutsch
Barbara Schildberger
1   FH Gesundheitsberufe OÖ, Linz, Austria
,
Doris Linzner
1   FH Gesundheitsberufe OÖ, Linz, Austria
,
Luise Hehenberger
1   FH Gesundheitsberufe OÖ, Linz, Austria
,
Hermann Leitner
2   IET – Institut für klinische Epidemiologie der Tirol Kliniken GmbH, Innsbruck, Austria
,
Christian Pfeifer
2   IET – Institut für klinische Epidemiologie der Tirol Kliniken GmbH, Innsbruck, Austria
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

received 27 August 2018
revised 21 December 2018

accepted 17 February 2019

Publication Date:
12 April 2019 (online)

Zusammenfassung

Einleitung Das durchschnittliche Alter Gebärender in Österreich ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. Ein mütterliches Alter ab 35 wird aufgrund einer höheren Interventionsrate als unabhängiger Risikofaktor für Schwangerschaft und Geburt diskutiert. In dieser Arbeit wird der Einfluss mütterlichen Alters auf den Geburtsmodus, die Schwangerschaftsdauer und die Interventionsrate während der Geburt untersucht. Zudem wird der Einfluss der mütterlichen Parität analysiert.

Material und Methoden Als Methode wurde eine retrospektive Datenerhebung und Auswertung aus dem Geburtenregister Österreich gewählt. Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf Daten aller Einlings-Lebendgeburten in Österreich im Zeitraum vom 01.01.2008 bis 31.12.2016 (n = 686 272). Ausgeschlossen wurden Mehrlings- und Totgeburten. Das Alter und die Parität der Mutter wurden mit vorab definierten Variablen (Entbindungsmodus, Schwangerschaftswoche, Episiotomie bei Vaginalgeburt, Periduralanästhesie bei Vaginalgeburt oder Sectio sowie Mikroblutuntersuchung) untersucht. Die statistische Datenauswertung erfolgte mittels (1) deskriptiver Abbildung der Häufigkeiten, (2) bivariater Analyse sowie (3) der Anwendung multinomialer Regressionsmodelle.

Ergebnisse Die Raten an Sectiones und vaginal-operativen Geburtsbeendigungen steigen mit zunehmendem Alter der Mutter vor allem bei Erstgebärenden an, dementsprechend sinkt die Rate an Spontangeburten mit Anstieg des maternalen Alters. Eine Parität von ≥ 2 hat einen protektiven Einfluss auf die Sectiorate. Ebenso erhöht ist vor allem bei Erstgebärenden die Rate an Frühgeburtlichkeit mit zunehmendem mütterlichen Alter.

Diskussion Wenngleich erhöhtes mütterliches Alter diverse geburtshilfliche Parameter negativ beeinflusst, ist ein Kausalzusammenhang nicht verifizierbar. Das Alter der Mutter kann nicht als unabhängiger Risikofaktor gewertet werden, vielmehr muss neben Faktoren wie Lifestyle oder chronische Vorerkrankungen die Parität in die Betreuungsplanung einbezogen werden.