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DOI: 10.1055/a-0850-4537
Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin
Publication History
Publication Date:
13 May 2019 (online)
Die Lungen- und Atemwegserkrankungen sind der wesentliche Berührungspunkt der Disziplinen Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin. Ob und in welchem Maße Luftverschmutzung in der allgemeinen Umwelt oder im Besonderen am Arbeitsplatz ursächlich für Lungen- und Atemwegserkrankungen ist, lautet eine unserer zahlreichen gemeinsamen Fragen. Wir verfolgen einen transsektoralen Ansatz, dessen zentrale Aspekte der Umfang, das Vorkommen und die Prävention von Lungenerkrankungen im Arbeitsumfeld und durch die Umwelt sind. So werden Mitglieder unserer Sektion im wissenschaftlichen Komitee für das im Herbst 2019 vorgesehene Symposium der DGP „Luftschadstoffe“ in Berlin vertreten sein.
Die Diagnostik und Prävention arbeits- und umweltbedingter Erkrankungen sowie deren Versorgung, Rehabilitation und Begutachtung stehen in den Fächern im Vordergrund. Eine wesentliche Aktivität der Sektionsmitglieder ist hier die Mitwirkung an Leitlinien und Empfehlungen sowie Symposien zu diesen Themen. Im Berufskrankheiten (BK)-Verfahren stellen diese Leitlinien und Empfehlungen die Grundlage für die Diagnostik und Beurteilung von Folgezuständen dar und dienen der Gleichbehandlung der Versicherten.
In den 2017 und 2018 erschienenen Leitlinien zu Asthma bronchiale, COPD und Lungenkarzinom haben Herr Prof. Dr. med. X. Baur, Berlin, und Herr Prof. Dr. med. D. Nowak, München, von unserer Sektion die entsprechenden arbeits- und umweltmedizinischen Aspekte eingearbeitet und deren Bedeutung herausgestellt. 9 bis 25 % der Fälle von Asthmaerkrankungen des Erwachsenen haben arbeitsbedingte Ursachen. Bei Nichtrauchern ist die berufliche Exposition gegenüber anorganischen Stäuben, organischen Stäuben und irritativ wirksamen Gasen mit einem mehr als verdreifachten Risiko für die Entwicklung einer COPD verbunden. Die berufliche Exposition gegenüber Kanzerogenen wird für ca. 9 – 15 % aller Lungenkrebsfälle verantwortlich gemacht. Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutung einer sorgfältigen arbeitsmedizinischen Anamnese bei diesen Erkrankungen.
Frau PD Dr. med. A. M. Preisser, Hamburg hat an der 2018 publizierten Empfehlung „Belastungsuntersuchungen in der Pneumologie – Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V.“ mitgearbeitet und insbesondere den korrekten Einsatz von Belastungsuntersuchungen bei arbeits- bzw. rehabilitationsmedizinischen Fragestellungen dargestellt.
Die Neufassung der S2k-Leitlinie „Arbeitsplatzbezogener Inhalationstest (AIT)“ bearbeiten Mitglieder unserer Sektion federführend. Grundlage hierfür ist das europäische Konsensuspapier von Vandenplas et al. 2014. Es wird damit gerechnet, dass diese Leitlinie noch im Jahre 2019 fertig gestellt sein wird.
Die S2k-Leitlinie „Asbestbedingte Erkrankungen: Diagnostik und Begutachtung“ aus dem Jahr 2010 befindet sich unter Mitwirkung unserer Sektion derzeit in der Überarbeitung.
Die „Empfehlung für die Begutachtung von Quarzstaublungenerkrankungen (Silikosen) – Bochumer Empfehlung – “ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), unter Mitarbeit unserer Sektion, steht kurz vor der Fertigstellung.
Auch an der Überarbeitung der S2k-Leitlinie „Allgemeine Grundlagen der medizinischen Begutachtung“ sind Mitglieder unserer Sektion mitbeteiligt.
Das Programm der DGUV „Früherkennung asbestverursachter Erkrankungen“, d. h. die nachgehende Vorsorge betroffener Versicherter wird von Mitgliedern der Sektion wissenschaftlich geleitet und mitgestaltet. Durch das Angebot einer jährlichen arbeitsmedizinischen Untersuchung und Diagnostik mit einer Low-dose-Volumen-HR-Computertomografie des Thorax bei Hochrisikopatienten (berufliche Asbestexposition über 10 Jahre und Rauchgewohnheit von mindestens 30 pack years) soll die Diagnostik von Lungenkarzinomen bei Hochrisiko-Patienten bereits im Frühstadium gelingen, in Anlehnung an die NSLT-Studie aus den USA (NEJM 2011).
Die Planung und Durchführung des wissenschaftlichen Programms der Jahrestagung der DGP e. V. im März 2019 in München stellten wiederum einen weiteren Schwerpunkt der Tätigkeit der Sektion dar. Das „Berufskrankheiten-Forum“ hat seine sehr erfolgreiche Tradition fortgesetzt. Frau S. Palfner, DGUV Berlin, und Frau Dr. N. Kotschy-Lang, Rodewisch, moderierten das voll besetzte Symposium. Frau PD Dr. med. A. M. Preisser, Hamburg, legte zu Beginn die wesentlichen Punkte der in Überarbeitung befindlichen AWMF-Leitlinie arbeitsplatzbezogener Inhalationstests dar. Über die aktuellen Entwicklungen in der Begutachtung von Asbestose und Silikose mit ausführlichen Informationen über die neuen Leitlinien berichtete in bewährter Weise Herr Prof. Dr. med. T. Kraus, Aachen. Der klar strukturierte Vortag von Herrn Prof. Dr. med. J. Schneider, Gießen, zum Thema „Asbestfaserzählung im Lungengewebe, macht das Sinn?“ führte zu einer lebhaften Diskussion. Abgerundet wurde das BK-Forum von Herrn Dr. jur. W. Römer, Mainz, der mit seinem Vortrag „Von der BK-Verdachtsanzeige zum Bescheid“ aus verwaltungsjuristischer Sicht über die „Besonderheiten im Feststellungsverfahren bei Atemwegsberufskrankheiten“ informierte.
Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war das klinische Symposium über „Berufsbedingte Malignome – Aktuelles aus der Radiologie“. Frau PD. Dr. med. K. Hofmann-Preiß, Erlangen, berichtete in ihrem Vortag „Diagnostik des berufsbedingten Lungenkarzinoms – gibt es etwas Neues“ über die Erfahrungen aus dem Programm der DGUV „Früherkennung asbestverursachter Erkrankungen“. Frau Dr. med. K. Ludwig, Lostau, gab uns einen aktuellen Überblick über „Silikose und Lungenkarzinom“. In ihrem Vortrag über „State of the art-Diagnostik Pleuramesotheliom: wann ist an ein Pleuramesotheliom zu denken“ zeigte Frau Dr. med. B. Rehbock, Berlin, die radiologischen Differenzialdiagnosen in der CT des Thorax auf. Herr Prof. Dr. med. U. Müller-Lisse, München, stellte in seinem Vortrag „Pleuramesotheliom: Können MRT und PET-CT diagnostisch weiterhelfen“ die Möglichkeiten dieser Untersuchungsverfahren bei dem sehr rasch metastasierenden Tumor vor. Der vollbesetzte Vortragssaal und die lebhaften Diskussionen bestätigten das sehr große Interesse.
Das 2. Klinische Symposium unserer Sektion „Update Diagnostik arbeitsbedingter Atemwegs- und Lungenkrankheiten“ stellte einen weiteren Höhepunkt dar und wurde auch am Samstagvormittag von sehr vielen interessierten Anwesenden verfolgt und eingehend diskutiert. Im ersten Vortrag berichtete Herr Prof. Dr. med. R. Merget, Bochum, über nichtinvasive Verfahren bei der Diagnostik arbeitsbedingter obstruktiver Atemwegserkrankungen. Er plädierte aufgrund einer neuesten Studie für die Bestimmung des fraktionierten exhalierten Stickstoffmonoxids (FeNO) im Rahmen eines inhalativen arbeitsplatzbezogenen Provokationstests als weiteren Baustein in der Diagnostik. Herr Prof. Dr. med. D. Koschel, Coswig, gab einen Überblick über Aktuelles der exogen-allergischen Alveolitis national und international. Die Identifikation der Exposition ist unabdingbar für die Diagnose einer berufsbedingten exogen allergischen Alveolitis. Anschließend zeigte Frau Dr. med. B. Rehbock, Berlin, in ihren Vorträgen „Bildgebung bei Pneumokoniosen: Asbestbedingte benigne Erkrankungen“ und „Quarzstaublungenerkrankungen“ eindrucksvolle Röntgen-Thorax- und CT-Bilder.
Der Postgraduiertenkurs zum „Einstieg in die Begutachtung von Berufskrankheiten“ unter Vorsitz von Herrn Prof. Dr. med. D. Nowak, München, und Frau PD Dr. med. A. M. Preisser, Hamburg, war in diesem Jahr ein voller Erfolg. Frau Dr. med. N. Kotschy-Lang, Rodewisch, legte den „Aufbau eines freien Berufskrankheiten-Zusammenhangsgutachtens“ dar. Herr Prof. Dr. med. T. Kraus, Aachen, Herr Prof. Dr. med. D. Nowak, München, und Frau PD Dr. med. A. M. Preisser, Hamburg, stellten die wichtigsten berufsbedingten Lungen- und Atemwegserkrankungen und deren Begutachtung unter Einbeziehung der aktuellen Leitlinien und Empfehlungen vor.
In dem Postgraduiertenkurs in Zusammenarbeit mit der Deutschen Röntgengesellschaft, AG DRauE: „Pulmonale Radiologie – strukturierte Befundung“ referierten Herr Dr. med. J. P. Hering, Münster, und Herr Dr. med. A. Eisenkolb, Erlangen, über die Systematik der ILO-Klassifikation in der Röntgen-Thorax-Aufnahme und die Systematik der ICOERD-Klassifikation in der CT des Thorax. Frau Dr. med. K. Ludwig, Lostau, Frau Dr. med. B. Rehbock, Berlin, Herr Dr. med. J. P. Hering, Münster, Herr Prof. Dr. med. T. Kraus, Aachen, und Herr Dr. med. A. Eisenkolb, Erlangen, stellten hochspannende Fälle aus der Praxis vor, die von den Teilnehmern des ausgebuchten Kurses sehr lebhaft diskutiert wurden.
Das Frühseminar in Zusammenarbeit mit der Deutschen Röntgengesellschaft, AG Draue, über: „Alles nur Fibrose“ von Dr. med. A. Eisenkolb, Erlangen, war erneut sehr gut besucht.
In der Sektionssitzung fanden dieses Jahr satzungsgemäß Neuwahlen der Sektionssprecher statt. Als Vorsitzender der Sektion wurde Herr Dr. med. Berthold Butsch-von der Heydt, Pneumologische Gemeinschaftspraxis Dortmund, und als stellvertretender Sprecher Herr Dr. med. Christian Eisenhawer, Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV Bochum, gewählt.
Für die Übernahme der Ämter wünschen wir ihnen viel Erfolg!
Kolleginnen und Kollegen, die Interesse an der Umweltmedizin haben, laden wir herzlich zur Mitarbeit in unserer Sektion ein.
Ausdrücklich möchte ich mich bei allen Mitgliedern und Freunden der Sektion für ihre aktive Unterstützung während meiner langjährigen Tätigkeit als Sektionssprecherin sehr herzlich bedanken!
Dr. med. Nicola Kotschy-Lang, Rodewisch