Zusammenfassung
Die Diagnose „Vasculitis allergica“ suggeriert eine klassisch allergische
IgE-vermittelte Genese. Dies ist jedoch nicht der Fall, vielmehr handelt es sich
um einen hochkomplex ablaufenden Mechanismus, der häufig das eigentlich
auslösende Antigen vor der Detektion bewahrt.
Die aktuelle Nomenklatur für dieses dermatologische Erkrankungsbild lautet kutane
IgM oder IgG Immunkomplex-Vaskulitis, es handelt sich um eine
leukozytoklastische Vaskulitis der postkapillären Venolen [3]. Diese neue Einordnung legt die mit dem
ursprünglichen Namen einhergehende Assoziation mit einer typisch
IgE-vermittelten allergischen Erkrankung ab.
Vaskulitiden werden immunologisch betrachtet den Immunkomplex-Erkrankungen, der
sogenannten Typ III Reaktion nach Coombs und Gell, zugeordnet [14], [15],
[16]. Sie werden als entsprechend dem
dahinter liegenden immunologischen Prozess als „non-IgE-mediated allergic
hypersensitivity Syndrom“ eingestuft [14],
[15], [16]. Viele Vaskulitiden machen sich klinisch zuerst an der Haut u. a.
durch akut auftretende, rasch progrediente Ulzerationen bemerkbar, häufig
assoziiert mit starker Schmerzhaftigkeit. Sie sind damit in der
Ursachenabklärung eines Ulcus cruris bedeutsam, rangieren hier aber unter den
seltenen Diagnosen.
Der lange bestehende Begriff einer „leukozytoklastischen Vaskulitis“ für diese
Erkrankung steht entsprechend nicht länger für ein einzelnes Erkrankungsbild,
sondern vielmehr für ein histologisches Muster einer Gruppe von Vaskulitiden,
den sogenannten Immunkomplexvaskulitiden. [3]
Hierbei handelt es sich von Gefäßkaliber überwiegend um „small vessel“
Vaskulitiden, diese können als „single organ vasculitis“ (SOV) mit alleiniger
Manifestation an der Haut oder auch als kutanes Teilsymptom einer anderen „multi
organ vasculitis“ (MOV) zum Beispiel im Rahmen eines systemischen Lupus
erythematodes auftreten [1]. Die kutane IgM
oder IgG Immunkomplex-Vaskulitis zeigt den für Vaskulitiden klassisch plötzlich
auftretenden, rasch progredienten Verlauf und ist klinisch durch eine typische
Primäreffloreszenz, die palpable Purpura, mit hoher Inflammation
charakterisiert. [2] Im Therapiekonzept steht
an erster Stelle das auslösende Agens zu identifizieren und zu eliminieren [2], [42], [44]. In der Regel zeigt dieser Typ von
Vaskulitis eine überwiegend residuenfreie Abheilung mit niedrigem Rezidivrisiko
unter der Voraussetzung, dass das auslösende Agens identifiziert und beseitigt
ist [2], [41],
[42], [44].
Schlüsselwörter
Vaskulitis - Vasculitis allergica - leukozytoklastische Vaskulitis (LcV) - Immunkomplex-Erkrankungen - kutane IgM oder IgG Immunkomplex-Vaskulitis