Ernährung & Medizin 2019; 34(02): 61
DOI: 10.1055/a-0831-6151
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Esther Linker
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Publication Date:
17 June 2019 (online)

Fasten als Therapiemethode

Seit jeher hat das Fasten in den großen Religionen einen wichtigen Stellenwert. Doch welche Bedeutung hat es für unsere Gesundheit?

In der Naturheilkunde werden regelmäßige Fastenkuren zum Entschlacken und Entgiften angewendet. Auch wenn man nicht weiß, was mit den „Schlacken“ gemeint ist, berichten Fastende, dass sie sich nach einer solchen Kur sehr wohl fühlen und es ihnen oftmals deutlich besser gehe als vorher.

Inzwischen kommt Fasten auch als Therapieform zum Einsatz– zum Beispiel das Leberfasten nach Dr. Nicolai Worm, von dem wir in einer der vorherigen Ausgaben berichtet haben (e & m 2018, Heft 3). Diese Methode wird inzwischen sehr erfolgreich in der Therapie von Menschen mit Typ-2-Diabetes mit einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFL) angewendet. Gespannt bin ich auf die Ergebnisse der Studie zum Fasten bei Diabetes mellitus Typ 1 (s. S. 75ff).

In zahlreichen Studien wurde Fasten positiv bewertet. So weiß man inzwischen, dass Nahrungskarenz bei vielen Krankheiten zur Linderung der Beschwerden beitragen kann, wie zum Beispiel bei Stoffwechselstörungen, chronisch entzündlichen Erkrankungen oder chronischem Schmerzsyndrom. Die ÄGHE (Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e. V.) empfiehlt das ärztlich betreute Fasten inzwischen bei über 60 Erkrankungen. Derzeit untersuchen zahlreiche Studien, wie kurzzeitiges Fasten die Nebenwirkungen einer Chemotherapie bei Tumorpatienten vermindern kann.

Neben Heilfasten, Molkefasten oder F.-X.-Mayr-Kur wird immer häufiger das intermittierende Fasten empfohlen. Gerade bei Übergewichtigen hilft diese Methode, Kalorien einzusparen und damit das Gewicht zu reduzieren. Zu einer dauerhaften Ernährungsumstellung trägt diese Form des Fastens allerdings nicht bei. Betreutes Fasten, in Verbindung mit Bewegung und Entspannung sowie Ernährungsschulung, kann aber sicherlich für viele Betroffene auf dem Weg zu einem gesünderen Ernährungsstil eine Hilfe sein.

Esther Linker