Frauenheilkunde up2date 2019; 13(02): 163-181
DOI: 10.1055/a-0820-1733
Geburtshilfe und Perinatalmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vaginal-operative Entbindung

Corinna Susanne Bryan
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Publication Date:
17 April 2019 (online)

In den letzten 20 Jahren ist auch in Deutschland die Rate der vaginal-operativen Entbindungen zugunsten der Kaiserschnitte gesunken [1], [2]. Ängste und Erwartungen der Schwangeren gelten u. a. als Gründe für diese Entwicklung. Der weltweite Anstieg der Sectiorate wird öffentlich kritisiert und nationale wie internationale Fachgesellschaften empfehlen mittlerweile Maßnahmen zur Förderung der vaginalen Entbindung [3], [4].

Kernaussagen
  • Bei guten Erfolgsaussichten stellt die vaginal-operative Entbindung aus Schädellage auch heutzutage bei vollständig eröffnetem Muttermund eine sichere Alternative zur sekundären Sectio dar. Falls der Kopf nicht tiefer tritt, muss das Team unverzüglich auf eine Sectio umsteigen können.

  • Vakuumglocke und Forzeps sind akzeptierte Instrumente für eine vaginal-operative Entbindung.

  • Eine vaginal-operative Entbindung ist kontraindiziert, wenn der Kopf keinen Bezug zum Becken hat, wenn die Position des Kopfes nicht sicher ist oder wenn der lebende Fetus unter einer Knochenmineralisationsstörung oder Gerinnungsstörung leidet.

  • Je niedriger der fetale Kopf im Becken steht und je weniger der Kopf durch das Instrument rotiert werden muss, desto niedriger ist das Risiko einer maternalen oder fetalen Verletzung.

  • Eine routinemäßige Episiotomie wird nicht empfohlen.

  • Die Forzepsextraktion führt häufiger zur vaginalen Geburt als die VE, allerdings ist sie mit einer 2-fach höheren Rate an Dammrissen III. und IV. Grades assoziiert.

  • Die Inzidenz an Kephalhämatomen steigt mit der Dauer der Vakuumentbindung.

  • Bei Frühgeburten unter 34 + 0/7 SSW ist die Vakuumextraktion kontraindiziert.

  • Der Geburtsmodus und Besonderheiten sub partu werden mit dem für den Neonaten verantwortlichen Team kommuniziert, sodass auf Komplikationen adäquat und zeitgerecht reagiert werden kann.

  • Der sequenzielle Einsatz von Vakuum gefolgt von Zange sollte nicht routinemäßig erfolgen, da er mit einer höheren Rate an neonatalen Komplikationen assoziiert ist.

  • Eine Zangenentbindung aus Beckeneingang oder oberer Beckenmitte sowie ein Rotationsforzeps sollten nur von erfahrenen Geburtshelfern in ausgewählten Situationen durchgeführt werden.