Intensivmedizin up2date 2019; 15(03): 291-305
DOI: 10.1055/a-0793-7482
Allgemeine Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Notfall Sepsis: Erkennen, Diagnose, Therapie

Matthias Gründling
,
Sebastian Gibb
,
Anja Kühn
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Publication Date:
09 August 2019 (online)

Die Sepsis ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Eine adäquate Therapie erfolgt aufgrund unspezifischer Symptome, des multifaktoriellen Krankheitsbildes, logistischer Probleme und Unwissenheit bei Laien und medizinischem Personal häufig zu spät. Frühes Erkennen, sofortige Diagnostik und schnelle Therapie sind für die Prognose von Sepsispatienten extrem relevant. Der Beitrag beschreibt die wichtigsten praktischen Aspekte der Notfallversorgung bei Sepsis.

Kernaussagen
  • Sepsis ist eine infektionsbedingte lebensbedrohliche Organdysfunktion, die als medizinischer Notfall keinen diagnostischen und therapeutischen Aufschub gestattet.

  • Vor Beginn der antiinfektiven Therapie sollten 2 – 3 Blutkulturpaare entnommen werden.

  • Die kalkulierte antiinfektive Therapie muss innerhalb einer Stunde nach Diagnosestellung begonnen werden. Die chirurgische oder interventionelle Herdsanierung ist eine Notfallmaßnahme und sollte so schnell wie medizinisch und logistisch möglich erfolgen.

  • Die Menge verabreichten Volumens (Kristalloide) richtet sich nach dem Ausmaß der gestörten Gewebeperfusion. Zu viel Volumen kann schädlich sein.

  • In der klinischen Routine sollten Prinzipien des Qualitätsmanagements bei Sepsis angewendet werden. Das betrifft das Erkennen (Screening von Risikopatienten) wie auch die Diagnostik und die Therapie in gleichem Maße. Qualitätsmanagement hat das Potenzial zur Reduktion der Sepsissterblichkeit. Zur Erfolgskontrolle sollten einfache Qualitätsparameter erfasst werden (Zeit bis zum Start der antiinfektiven Therapie, Entnahme der Blutkultur vor Beginn der Therapie).