JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2019; 08(01): 6-7
DOI: 10.1055/a-0792-8755
Kolumne
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein kleiner Jahresrückblick

Heidi Günther
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Publication Date:
06 February 2019 (online)

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(Quelle: Paavo Blåfield)

„Ein Jahr kann so kurz sein. Dabei kann sich vieles ereignen und so wenig geschehen. Und am Ende hat sich gar nichts verändert.“

(Janine Weger (*1985), deutsche Aphoristikerin)

Das Schöne an so einem Smartphone ist ja, dass das ganze vergangene Leben, in diesem Fall das letzte Jahr, mit ein paar Klicks zurückzuverfolgen ist. Früher war man entweder auf sein Langzeitgedächtnis oder auf ein konsequent geführtes Tagebuch angewiesen. Mit dem Ersteren ist es so eine Sache. Viele Erlebnisse verklären sich mit der Zeit – mal zum Positiven und Überschwänglichen oder eben zum Negativen. Die Sache mit dem Tagebuch habe ich in meinem Leben mehrmals versucht und nie langfristig durchgehalten. Jetzt habe ich aber mein Smartphone und kann nach Belieben zurückverfolgen, was so in den letzten Monaten passierte. Ich habe von fast jedem Tag irgendwelche Fotos, die ich entweder selbst gemacht oder die andere mir zugeschickt haben. Ich habe Unmengen von Mails oder WhatsApp-Nachrichten und jede Menge Ordner mit wichtigen und unwichtigen Dingen, die ich nur nicht lösche, weil ich Sorge habe, dass ich sie, kaum dass sie gelöscht sind, doch noch mal brauchen könnte. Aber ich habe auch einen Ordner mit den monatlichen Kolumnen – und siehe da: Ich kann das letzte Jahr gewissermaßen nachlesen.

So war Helene Fischer zum Beispiel Anfang des Jahres erkrankt, und diese Meldung schaffte es bis in die Top-News in allen möglichen Medien. Ich hoffe, es geht ihr wieder gut und sie trällert sich von einem Konzert zum nächsten. Auch ich war zu dieser Zeit krank, wurde an der Wirbelsäule operiert und war ähnlich der berühmten Sängerin mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt. Sicherlich konnte sich Frau Fischer, und es sei ihr sehr gegönnt, alle Zeit der Welt nehmen, um gesund zu werden. Ich hatte damals ein bisschen Zeitdruck, denn ich wollte auf keinen Fall länger als sechs Wochen krankgeschrieben sein. Nicht, dass ich Sorge um meine Arbeit gehabt hätte. Ich wusste nur, dass das Krankengeld, das ich dann bekommen würde, nicht einmal für die Miete reichen würde. Das hatte ich vor Jahren schon einmal erlebt, und es hat ewige Zeit gedauert, bis ich mich davon erholt hatte.

Und das sind keine „alternativen Fakten“ – übrigens das Unwort des Jahres 2017, Anfang 2018 verkündet. Ich warte schon sehr gespannt darauf, welche Wortschöpfung von 2018 es auf das Siegertreppchen schaffen wird – beim Schreiben dieser Kolumne stand das noch nicht fest, aber „Asyltourismus“ lag weit vorn in der Liste der Vorschläge. Die Herren Trump und Erdogan boten uns ja auch so einiges. Und auch Frau Nahles, Herr Seehofer und irgendwelche merkwürdigen Politiker der AfD sind bei mir mit einigen Aussagen ganz weit vorn. Vielleicht wird das Unwort auch „Wahlschlappe“. Das Ergebnis der Landtagswahl im Oktober in Bayern war ja aus Sicht der CSU und damit auch indirekt für die Unionsparteien als solche zu verzeichnen. Dabei hatte wiederum die SPD als Hautwahlkampfthema die Bekämpfung der Wohnungsnot und der exorbitanten Mieten. Konnte damit aber ebensowenig überzeugen.

Ich hatte im Verlauf des Jahres auch darüber geschrieben und kann heute über eine aktuelle „Blüte“ des Mietwuchers in der Stadt berichten. Ich rege mich ja schon lange nicht mehr über meine Miete auf. Ich zahle derzeit für meine 60 Quadratmeter schlappe 1.200, Euro und ich glaube, das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Aber eine neue Kollegin, aus Serbien, 35 Jahre und Krankenschwester mit deutscher Anerkennung, sucht verzweifelt nach einer Wohnung. Keine Chance. Jetzt hat sie ein Angebot für ein WG-Zimmer. 16 Quadratmeter für unglaubliche 630 Euro. Macht mehr als 39 Euro pro Quadratmeter. Dazu fällt mir absolut nichts mehr ein, und wieder einmal zeigt es sich, dass man auch nicht zu sehr auf Statistiken bauen soll. Denn nach diesen betrug der durchschnittliche Mietpreis 2017 pro Quadratmeter bis zu 22 Euro. An der Diskrepanz von 17 Euro kann ja wohl kaum die Inflationsrate von 2,3 Prozent schuld sein.

Dann habe ich in diesem Jahr auch sehr ausführlich und verhalten optimistisch über die Gesundheitspolitik und den Protagonisten selbiger geschrieben und harre nun der überwältigenden Resultate, auf die ich immer noch hoffen möchte. Da fällt mir gleich mein Lieblingszitat von Friedrich Schiller ein (das ich schon immer mal unterbringen wollte!): „Bin ich meinem Amte in der Tat nicht gewachsen, so ist der Chef zu tadeln, der es mir anvertraut.“ Damit kann sich ja, wenn alles wieder nichts wird, Herr Spahn herausreden.

Obwohl ich sagen muss: Gerade in der zweiten Jahreshälfte hatten wir auf Station eine gute Zeit. Umzug auf eine neue Station, erfolgreiche Zertifizierung, keine Kündigungen, gute neue Kollegen und gute Stimmung. Wir hatten auch eine sehr gute Belegung, was für eine Klinik mit privatem Träger besonders wichtig ist. Dadurch war es für mich nicht ganz so schwer, eine neue Stellenplanberechnung abzugeben, die nicht gleich abgelehnt wurde. Was uns alle sehr gefreut und dem Team einen gewissen Motivationsschub gegeben hat, der Arbeitgeber hat sogar in unsere Station investiert – und nicht wenig!

Dann hat Prinz Harry seine Meghan Markle geheiratet und meine Kollegin und Freundin Maria ihren Anton. Auf der einen Hochzeit war ich persönlich – sehr bayerisch, traditionell und für mich als „Zugreiste“ sehr gewöhnungsbedürftig –, und die andere habe ich mir im Fernsehen angesehen und fand sie auch gewöhnungsbedürftig.

Dann hatte ich eine Jubiläumskolumne für meine Vorgesetzte geschrieben und auf der entsprechenden Feierlichkeit vorgetragen. Sie hat sich sehr gefreut, die kleinen Seitenhiebe verstanden und nicht übel genommen. Aber mit ihrer neuen Sekretärin werde ich trotzdem nicht warm.

Mein Hund Lotte und ich haben nicht wesentlich abgenommen, haben aber gemeinsam beschlossen, dass irgendwann genug ist. Es kann nicht nur aerodynamische Hunde und klapperdürre Menschen geben. Hauptsache, wir sind gesund!

Und genau das wünsche ich allen für das neue Jahr: Gesundheit, dann vielleicht noch Freude, Glück, Energie, Träume, Zufriedenheit, Gelassenheit und viel Lachen!

In diesem Sinne Ihre

Heidi Günther
hguenther@schoen-kliniken.de