Intensivmedizin up2date 2019; 15(03): 331-342
DOI: 10.1055/a-0759-0717
Neuro-Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zerebrales Monitoring

Johannes Walter
,
Andreas W. Unterberg
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Publication Date:
09 August 2019 (online)

Die meisten Patienten mit einer kritischen Verletzung oder Erkrankung des Gehirns, die auf einer neurochirurgischen oder neurologischen Intensivstation betreut werden, sind intubiert und teilweise tief analgosediert, werden maschinell beatmet und können somit nicht suffizient klinisch beurteilt werden. Daher gehört die Überwachung der Hirnfunktion dieser Patienten zu einer der wichtigsten Herausforderungen in deren Behandlung.

Kernaussagen
  • Die Beurteilung von intubierten und analgosedierten Patienten ist weiterhin eine der wichtigsten Herausforderungen der Neurointensivmedizin.

  • Zur Beurteilung der Hirnfunktion steht eine Vielzahl an invasiven und nichtinvasiven Verfahren zur Verfügung.

  • Die Verfahren unterscheiden sich bezüglich ihrer örtlichen (lokal vs. global) und zeitlichen (intermittierend vs. kontinuierlich) Auflösung.

  • Durch die Kombination verschiedener Verfahren kann eine möglichst kontinuierliche und globale Überwachung erreicht werden.

  • Die wichtigsten Monitoringparameter sind

    • der intrakranielle Druck (ICP),

    • die Parenchymsauerstoffkonzentration (ptiO2),

    • die Flussgeschwindigkeiten der zerebralen Gefäße,

    • die elektrische Hirnaktivität,

    • anatomische Parameter wie Ventrikelweite und Blutungsausdehnung sowie

    • verschiedene Parameter des Hirnstoffwechsels.

  • Die Hauptindikationen sind das schwere Schädel-Hirn-Trauma und die aneurysmatische Subarachnoidalblutung, wobei ein Einsatz im Rahmen weiterer z. B. entzündlicher Pathologien des zentralen Nervensystems sinnvoll erscheint und zunehmend untersucht wird.

  • Therapieziele verändern sich im Verlauf der Erkrankungen dynamisch und erfordern individuelle Anpassungen der Therapie.

  • Der Nutzen des multimodalen Monitorings im Hinblick auf das Outcome ist bisher nicht sicher belegt worden. Daher wird es bisher lediglich in der Leitlinie zur Behandlung des schweren Schädel-Hirn-Traumas empfohlen.

  • Das Handling der Instrumente und die Interpretation der gewonnenen Daten erfordert Erfahrung und Expertise. Das multimodale Monitoring sollte daher nur in spezialisierten Zentren eingesetzt werden.