Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2019; 54(06): 386-401
DOI: 10.1055/a-0757-2375
Topthema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perioperative Gerinnungsstörungen: Diagnostik und Therapie

Perioperative Bleeding Disorders: Diagnostics and Treatment
Marius Keller
,
Harry Magunia
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Publication Date:
18 June 2019 (online)

Zusammenfassung

Die Behandlung von Blutungen im Rahmen einer Operation ist eine der Kernaufgaben des Anästhesisten. Neben der ständigen Kommunikation mit dem Operateur ist hierfür ein fundiertes Verständnis der vielfältigen Ursachen essenziell, um einen schnellstmöglichen Behandlungserfolg zu erzielen. Der Beitrag stellt die wichtigsten Zusammenhänge zur Diagnostik und Therapie perioperativer Blutungen dar.

Abstract

Perioperative bleeding disorders leading to major blood losses have a severe impact on patient morbidity and mortality. Despite efficient communication with the surgical team, a profound knowledge concerning the underlying mechanisms, diagnostic possibilities and available therapeutic strategies is essential for the anesthesiologist in charge. This clinical review summarizes the preoperative assessment of the most common preexisting bleeding disorders, as well as intraoperative diagnostics and management. A special focus is set on novel point-of-care tests, such as viscoelastic coagulation assays that allow rapid and precise bedside analysis of different blood clotting components. As anticoagulants and antiplatelet drugs are broadly established in everyday clinical practice, pharmacological profiles of the most common substances are highly relevant in order to provide the patient with a safe perioperative setting – including novel oral anticoagulants. Structured checklists, as introduced in this article, may help to facilitate clinical decision making during perioperative bleedings.

Kernaussagen
  • Ein Verständnis der vielfältigen Ursachen perioperativer Gerinnungsstörungen ist essenziell, um die Ursachen einer Blutung zügig beheben zu können und den Blutverlust so gering wie möglich zu halten.

  • Eine gute Kommunikation zwischen Operateur und Anästhesist ist dabei unerlässlich.

  • Durch eine strukturierte Anamnese können bereits präoperativ vorliegende Gerinnungsstörungen erkannt, behandelt und entsprechende Vorkehrungen für den Eingriff getroffen werden, z. B. die Bereitstellung spezieller Faktorenkonzentrate.

  • Während einer akuten Blutung sollten die Grundvoraussetzungen für eine funktionierende Hämostase kontrolliert und ggf. korrigiert werden (Temperatur, pH, Ca2+, Hb).

  • Neben dem Routinelabor stehen mit neuartigen Thrombozytenfunktions- und viskoelastischen Tests Point-of-Care-Verfahren zur patientenseitigen Gerinnungsdiagnostik zur Verfügung.

  • Die Point-of-Care-Diagnostik erlaubt eine schnelle und zielgerichtete Therapie mit den zur erfolgreichen Behandlung notwendigen Gerinnungsprodukten wie Erythrozyten-/Thrombozyten-/Faktorenkonzentraten, Tranexamsäure, Fibrinogen oder Protamin.