Intensivmedizin up2date 2019; 15(03): 311-325
DOI: 10.1055/a-0719-9601
Internistische Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infarktbedingter kardiogener Schock

Matthias Eden
,
Norbert Frey
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Publication Date:
09 August 2019 (online)

Der kardiogene Schock ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der als Komplikation des akuten Myokardinfarktes in etwa 5 – 15% aller Fälle auftreten kann. Das frühzeitige Erkennen und die erfolgreiche Behandlung der auslösenden Ursache im Sinne einer umgehenden Revaskularisation und die Sicherstellung einer adäquaten Organperfusion entscheiden über die Prognose. Dennoch beträgt trotz aufwendiger Therapie die Letalität des kardiogenen Schocks immer noch nahezu 50%.

Kernaussagen
  • Der kardiogene Schock ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand, der als Komplikation des akuten Myokardinfarktes auftreten kann. Seine Prognose hat sich in den letzten Jahren kaum verbessert.

  • Die frühzeitige Erkennung und erfolgreiche Behandlung der auslösenden Ursache und die Sicherstellung einer adäquaten Organperfusion entscheiden über die Prognose.

  • Bei einem kardiogenen Schock entstehen im Myokard, aber auch in anderen Organsystemen komplexe metabolische und inflammatorische Veränderungen, die sich zu einem manifesten Multiorganversagen entwickeln können.

  • Im kardiogenen Schock ausgelöst durch einen akuten Myokardinfarkt hat sich die schnellstmögliche Revaskularisierung auf breiter Front durchgesetzt, wobei zunächst nur das Infarktgefäß behandelt werden sollte.

  • Das initiale Flüssigkeitsmanagement bei Patienten im infarktbedingten kardiogenen Schock ist anspruchsvoll und bedarf einer differenzierten Kontrolle. Insgesamt gehen die meisten Daten davon aus, dass zumindest eine unmittelbare Euvolämie anzustreben ist.

  • Zudem werden typischerweise Vasopressoren und Inotropika zur Behandlung eingesetzt, obwohl auch hier, trotz der klinisch nachweisbaren potenten Wirksamkeit, ein prognostischer Nutzen für die Patienten nie belastbar gezeigt werden konnte.

  • Neben der Verwendung von Vasopressoren und Inotropika hat sich in den letzten Jahren zunehmend die Verwendung mechanischer Kreislaufunterstützungssysteme im therapierefraktären kardiogenen Schock etabliert. Randomisierte Daten zur Indikation, Effektivität und Sicherheit mechanischer Unterstützungssysteme sind allerdings auch hier bisher nicht ausreichend verfügbar.

  • Patienten mit drohendem oder manifestem infarktbedingtem kardiogenem Schock sollten idealerweise in speziell ausgebildeten und ausgestatteten Zentren behandelt werden.