CC BY-NC-ND 4.0 · Gesundheitswesen 2019; 81(05): 391-396
DOI: 10.1055/a-0667-9499
Originalarbeit
Eigentümer und Copyright ©Georg Thieme Verlag KG 2018

Zukunft der regionalen Versorgung in Deutschland – Wohin wollen junge Zahnärztinnen und Zahnärzte?

Future of Regional Health Care in Germany: Where Do Young Dentists Want to Work?
Nele Kettler
1   Institut der Deutschen Zahnärzte, Zahnärztliche Professionsforschung, Köln
,
Nicolas Frenzel Baudisch
2   Institut der Deutschen Zahnärzte, Medizinsoziologie und Gesundheitspsychologie, Köln
,
David Klingenberger
3   Institut der Deutschen Zahnärzte, Gesundheitsökonomie und -systemforschung, Köln
,
Rainer Andreas Jordan
4   Institut der Deutschen Zahnärzte, Gesundheitsversorgungsforschung und -epidemiologie, Köln
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Publication History

Publication Date:
01 October 2018 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie Vor dem Hintergrund des Versorgungsengpasses im allgemeinmedizinischen Sektor stellt sich die Frage, ob im zahnärztlichen Sektor eine ähnliche Entwicklung zu erwarten ist. Die vorliegende Studie untersucht präferierte Tätigkeitsorte von jungen Zahnärztinnen und -ärzten in Deutschland und ihre zukünftige Verteilung auf Stadt und Land.

Methodik Die Online-Befragung wurde im Frühjahr 2017 als zweite Befragungswelle der longitudinalen deutschlandweiten Studie „Y-Dent: Berufsbild angehender und junger Zahnärzte“ durchgeführt. Studienendpunkt waren (1) die Abbildung der gewünschten dauerhaften Tätigkeitsregion, (2) die Präferenz der Ortsklassengröße junger Zahnärzte und Zahnärztinnen für ihre zukünftige Tätigkeit und (3) der Zusammenhang zwischen der Heimatregion und der gewünschten Tätigkeitsregion. Die erhobenen Daten wurden einer deskriptiven univariaten Analyse unterzogen.

Ergebnisse 625 (51,2% aller angeschriebenen) Zahnärztinnen und -ärzte beteiligten sich an der Studie. Beliebte Kammer-/KZV-Bereiche für eine dauerhafte Tätigkeit lagen vor allem im Süden und im Westen Deutschlands. Ostdeutsche sowie kleinflächigere Bereiche wurden seltener als mögliche Beschäftigungsregion genannt (unter 10%). Etwa die Hälfte der Teilnehmenden konnte sich vorstellen, im mittelstädtischen Raum zu arbeiten, doch auch der ländliche Raum kam für einen Teil der Befragten in Betracht. Je nach Bundesland konnten sich 57–95% vorstellen, in der Heimatregion tätig zu werden.

Schlussfolgerung Ein Versorgungsengpass, der dem im ärztlichen Bereich gleichkommt, ist nach den Bekundungen des zahnärztlichen Nachwuchses zunächst nicht zu befürchten: Grundsätzlich ist ein Teil der jungen Zahnärztinnen und -ärzte gewillt, auch in weniger stark bevölkerten Regionen und Ortsgrößen tätig zu werden.

Abstract

Study Aim In the context of a shortfall in medical care, the question arises whether a similar trend in dental care may be anticipated. This study analyses preferred working regions and future town-country distribution of young dentists in Germany.

Methods This online-survey was conducted in spring 2017. It is the second wave of the longitudinal nationwide study “Y-dent: Professional identity of future and young dentists”. Study end points were (1) favoured permanent working region of young dentists, (2) favoured future working city size, and (3) correlation between the region of origin and the favoured working region.

Results 625 (51.2% of contacted) young dentists participated in this study. Dental chambers and associations of health insurance dentists in southern and western Germany were the most favoured future working regions. Regions in eastern Germany as well as smaller regions were chosen less often (<10%). For approximately half of the participants, medium-sized cities were an option, and some young dentists were ready to work in smaller cities. Depending on the federal state, 57–95% of young dentists entertained the idea of working in their region of origin.

Conclusion Based on young dentists’ statements on their favoured future working region, it can be concluded that there is no risk of a shortfall in dental care comparable to the shortfall in medical care. A proportion of young dentists is willing to work in thinly populated or rural areas.

 
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