Gastroenterologie up2date 2018; 14(03): 211-212
DOI: 10.1055/a-0644-9420
Studienreferate
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar

Alexander Zipprich
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Publication Date:
07 September 2018 (online)

Der vorliegende Kommentar bezieht sich auf die ANSWER-Studie, eine randomisierte Open-Label-Studie, die eine zusätzliche regelmäßige intravenöse Gabe von Albumin mit der Standardbetreuung bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose und diuretikaresponsivem Aszites vergleicht [1]. Die Gabe von Albumin wird sowohl in internationalen als auch deutschen Leitlinien bei Patienten mit Leberzirrhose empfohlen. Die Empfehlungen beinhalten die Gabe bei großvolumiger Aszitespunktion (8 g Albumin pro Liter Aszites) und bei Patienten mit spontan-bakterieller Peritonitis, einer der häufigsten Infektionen bei Patienten mit Leberzirrhose, am 1. und am 3. Tag nach Diagnosestellung [2]. Weiterhin wird zur Behandlung von Patienten mit einem hepatorenalen Syndrom die Gabe von Albumin empfohlen [2]. Gemeinsam haben diese Empfehlungen, dass die Gabe von Albumin bei Patienten mit ausgeprägtem Aszites oder bereits vorhandenen Komplikationen der dekompensierten Leberzirrhose erfolgt. Weiterhin ist bekannt, dass eine niedrigere Serumkonzentration von Albumin bei Patienten mit kompensierter Leberzirrhose ein ungünstiger prognostischer Parameter für das Auftreten einer Dekompensation ist [3]. In der vorliegenden Studie von Caraceni et al. wird der Effekt einer kontinuierlichen Albumingabe bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose zur Verbesserung des Überlebens und der Verhinderung von Komplikationen im Langzeitverlauf untersucht. Tatsächlich konnte eine langfristige regelmäßige Gabe von Albumin die Entwicklung von Komplikationen verhindern und das Überleben der Patienten verbessern. Patienten mit regelmäßiger Albumingabe entwickelten weniger Aszites und hatten durch die Albumingabe weniger Parazentesen, entwickelten weniger spontan-bakterielle Peritonitiden, zeigten eine geringere Rate von Nierenversagen und hatten weniger hepatische Enzephalopathien [1]. Interessanterweise sind die Effekte von Albumin im Langzeitverlauf also nicht nur auf die Verhinderung der Entstehung von Aszites, sondern auch auf die Verhinderung von Infektionen und der hepatischen Enzephalopathie vorhanden. Dies ist begründet in den sehr vielfältigen Funktionen von Albumin [4]. Albumin ist der wichtigste Modulator der Flüssigkeitsverteilung in den unterschiedlichen Kompartimenten des Körpers. Etwa 70 – 75% des onkotischen Drucks des Plasmas wird durch die osmotischen Eigenschaften von Albumin bestimmt. Weiterhin bindet und transportiert Albumin viele hydrophobe Moleküle, z. B. Fettsäuren und Medikamente, aber auch potenzielle toxische Liganden. Neben diesen Volumen- und Transportaufgaben besitzt Albumin aber noch weitere Funktionen, die auch im Krankheitsverlauf der Leberzirrhose eine wichtige Rolle spielen könnten. So ist Albumin durch Bindung von Sauerstoffradikalen das wichtigste zirkulierende antioxidative System des Körpers. Schlussendlich hat Albumin auch antiinflammmatorische Effekte durch die reversible Hemmung von proinflammatorischen Zytokinen (TNF-α).

 
  • Literatur

  • 1 Caraceni P, Riggio O, Angeli P. et al. Long-term albumin administration in decompensated cirrhosis (ANSWER): an open-label randomised trial. Lancet 2018; 391: 2417-2429
  • 2 Gerbes AL, Gülberg V, Sauerbruch T. et al. German S3-guideline “ascites, spontaneous bacterial peritonitis, hepatorenal syndrome”. Z Gastroenterol 2011; 49: 749-779
  • 3 Ripoll C, Groszmann R, Garcia-Tsao G. et al. Hepatic venous pressure gradient predicts clinical decompensation in patients with compensated cirrhosis. Gastroenterology 2007; 133: 481-488
  • 4 Bernardi M, Ricci CS, Zaccherini G. Role of human albumin in the management of complications of liver cirrhosis. J Clin Exp Hepatol 2014; 4: 302-311
  • 5 Casper M, Mengel M, Fuhrmann C. et al. The INCA trial (Impact of NOD2 genotype-guided antibiotic prevention on survival in patients with liver Cirrhosis and Ascites): study protocol for a randomized controlled trial. Trials 2015; 16: 83