CNE Pflegemanagement 2018; 05(04): 18
DOI: 10.1055/a-0639-0437
Interview
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Ich finde es toll, mitgestalten zu können“

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Publication Date:
03 December 2018 (online)

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(Foto: UKE Hamburg)

Der zweite Platz beim Pflegemanagement-Award für Nachwuchs-Manager ging in diesem Jahr an drei Preisträger, die wir hier vorstellen möchten. Diesmal: Sinja Friedl, UKE Hamburg Eppendorf.

Herzlichen Glückwunsch erst einmal zum 2. Platz! Hat sich für Sie durch die Auszeichnung etwas verändert?

Vielen Dank! In meinem Arbeitsalltag direkt nicht, aber natürlich hat das Erreichen des 2. Platzes mein Selbstbewusstsein gestärkt und mir bestätigt, dass ich mit meiner Art zu führen etwas richtig mache. Sehr gefreut habe ich mich über die vielen positiven Rückmeldungen aus der Klinik. Beim Gang zur Umkleide gleich mehrfach beglückwünscht zu werden, erfüllt mich schon mit Stolz.

Wofür haben Sie den Preis gewonnen?

Neben einer bettenführenden gynäkologischen Station leite ich auch das Brustzentrum, die Sprechstunde für familiären Brust- und Eierstockkrebs und die gynäkologische Tagesklinik am UKE. In der Tagesklinik haben wir das Projekt „Kopfkühlung“ implementiert, ein Verfahren, das Alopezie als Nebenwirkung der Chemotherapie verringern kann. Meine Aufgabe war die organisatorische und logistische Umsetzung in den Arbeitsalltag. Außerdem habe ich direkt nach Abschluss meines Leitungskurses diese große Abteilung mit dem Anspruch übernommen, die Patientinnen ambulant wie stationär nach einem Pflegekonzept aus einer Hand zu betreuen. Auch für die gelungene Umsetzung dieses Planes war der Preis.

In der Laudatio hieß es, dass Ihre Arbeit zur „messbaren Steigerung der Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit“ beigetragen hat. Können Sie das genauer skizzieren?

Das bezieht sich in erster Linie auf meine Tätigkeit in der gynäkologischen Tagesklinik. Wir haben gleich zu Beginn meiner Leitungstätigkeit einen Workshop durchgeführt, in dem wir Arbeitsabläufe und Schnittstellen unter die Lupe nahmen. Seither gibt es feste, interdisziplinäre Teambesprechungen, außerdem habe ich den Qualifikationsbedarf in Mitarbeiterjahresgesprächen erhoben und die Versorgung der Patientinnen in der Tagesklinik umstrukturiert. Dadurch konnte ich mehr Zeitressourcen für pflegerische Beratung an Informationsnachmittagen freischaufeln. Schnittstellen zur Apotheke, Entsorgung und Hygiene wurden durch feste Ansprechpartner verbessert, zudem haben wir Abläufe hinterfragt und oft vereinfachen können.

Haben Sie konkrete Beispiele, was jetzt anders läuft?

Klar. Die Zeit, die Pflegende in der tagesklinischen Arbeit mit administrativen Tätigkeiten verbringen mussten, können sie nun, durch eine kleine Umstellung in der IT-Abteilung, für Beratung und Begleitung von Patientinnen nutzen. Dafür wurden Räume umstrukturiert und neue Behandlungsplätze für kurze Therapien geschaffen. Generell fragen wir uns seither viel öfter: „Tun wir etwas, weil wir es immer schon getan haben oder weil es wirklich sinnvoll ist“?

Was möchten Sie beruflich erreichen?

Ich fühle mich als Führungskraft in der Klinik für Gynäkologie und auch im UKE sehr wohl und habe noch viele Projektideen für die nächsten Jahre. Perspektivisch möchte ich gerne etwas in Richtung Management studieren, am liebsten mit dem Schwerpunkt Personalentwicklung.

Was motiviert Sie in Ihrer täglichen Arbeit?

Neben der hohen Verantwortung habe ich auch einen großen Gestaltungsraum, ein vertrauensvolles Verhältnis zu meinen Vorgesetzten, ein tolles, wertschätzendes und engagiertes Mitarbeiterteam und immer wieder sehr schöne und dankbare Begegnungen mit Patientinnen, die wir mit unserer Arbeit durch eine schwere Zeit begleitet haben.

Wollten Sie denn schon immer in den Pflegeberuf?

Nein, vor meinem Freiwilligen Sozialen Jahr habe ich vier Semester Chemie studiert und dabei herausgefunden, dass ich viel lieber mit Menschen als mit Formeln arbeite.

Was braucht eine junge Führungskraft von heute im Pflegemanagement?

Starke Nerven, einen guten Rückhalt, eine Menge intrinsische Motivation, Frustrationstoleranz, die Bereitschaft zu lernen, strahlenden Optimismus, ein lückenloses Netzwerk, Kommunikationstalent und Menschenkenntnis. Die Entwicklung unseres Berufes bleibt unter den jetzigen und noch kommenden Problemen wie dem Fachkräftemangel extrem spannend und ich finde es schön, in meinem Rahmen dabei mitgestalten zu können.

Wo finden Sie Ihren Ausgleich zum stressigen Alltag?

Beim Schwimmen im Badesee oder auf einem richtig lauten Rockkonzert.

Das Interview führte Simone Schwarz.