Intensivmedizin up2date 2019; 15(02): 135-154
DOI: 10.1055/a-0628-0455
Allgemeine Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akutes Lungenversagen (ARDS)

Christopher Lotz
,
Philipp M. Lepper
,
Ralf Michael Muellenbach
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Publication History

Publication Date:
06 May 2019 (online)

Das akute Lungenversagen des Erwachsenen (acute respiratory distress syndrome, ARDS) ist ein multifaktorielles Geschehen und für den Intensivmediziner eine häufige Herausforderung mit nach wie vor hoher Mortalität [1]. Viele neue Therapiekonzepte, auch die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO), bleiben bisher ohne sicheren Nachweis eines verbesserten Outcomes. In dieser Übersichtsarbeit werden die wesentlichen Aussagen der 2017 erschienenen S3-Leitlinie [2] dargestellt.

Kernaussagen
  • Das akute Lungenversagen des Erwachsenen (ARDS) ist ein multifaktorielles Geschehen und für den Intensivmediziner eine häufige Herausforderung.

  • Die Definition des ARDS folgt der Berlin-Klassifikation aus dem Jahr 2012.

  • Neben der Therapie der Ursache steht die Sicherung der kardiopulmonalen Funktion und der Organperfusion im Vordergrund. Beim schweren ARDS umfasst dies oftmals die Behandlung eines Multiorganversagens und verlangt bei therapierefraktären Verlaufsformen nach Ausschöpfen der konventionellen Therapieoptionen invasive Maßnahmen zur Unterstützung oder zum Ersatz der Lungenfunktion.

  • Die Mortalität des ARDS ist weiterhin sehr hoch.

  • Neben der Behandlung der Ursache stellen die lungenprotektive Beatmung und die Bauchlagerung wichtige Säulen der Therapie dar.

  • Viele neue Therapiekonzepte inklusive der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) bleiben bisher ohne sicheren Nachweis eines verbesserten Outcome. Dies ist sicherlich einerseits durch die Komplexität der Erkrankung und Studienkollektive zu erklären, andererseits erlauben selbstverständliche ethische Grundsätze in den verschiedenen Studien keine klare Trennung der Studiengruppen.

  • Enger kollegialer Austausch und die Bildung valider Expertenmeinungen im Sinne von Leitlinienempfehlungen bleiben daher eine wichtige Stütze.

  • Als wesentliche Neuerung und großer Schritt in der Analyse der aktuellen Datenlage ist Ende 2017 die „S3-Leitlinie Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz“ erschienen [2]. Die Leitlinie hilft, bewährte Therapiekonzepte kritisch zu bewerten und neue Therapieansätze hervorzuheben. Auch verbleibender Forschungsbedarf wird klar aufgedeckt.